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Anschließend fuhren wir zum Hotel, das sich als Sommerresidenz des Maharadschas von Jaipur herausstellte. Wir bezogen im Gästehaus ein großes Zimmer, das sowohl einen Ventilator als auch ein Badezimmer besaß und eine richtige Toilette, die auch funktionierte. Unsere Herzen schlugen wahrlich höher als wir das sahen, denn wir waren völlig verschwitzt, kaputt, durstig und sehr dreckig. Während der ganzen Reise waren wir ständig voller Staub, und da man sich der Sonne wegen ja mit Sonnencreme eincremen mußte, haftete der Staub natürlich besonders gut. Schwarzer Staub lag überall, und man hatte ständig das Gefühl, Sand im Mund oder an den Lippen zu haben. Außerdem hatten wir ständige schmutzige Fingernägel, auch wenn wir sie zweimal am Tag reinigten. Gegen soviel Dreck kamen wir kaum an.

Wir ließen also erst einmal Wasser in die Wanne laufen, es wurde zunehmend wärmer und dreckiger, und in der Wanne lagerte sich Sand ab. Das war uns aber egal, wir seiften uns ordentlich ein und gossen mit einem stets vorhandenen Plastikbecher das kostbare Wasser über uns. Was für eine unbeschreibliche Wohltat! Schön erfrischt und in frischer Kleidung aus unserer Reisetasche (die Koffer standen ja noch in Delhi im kaputten Bus), inspizierten wir dann den Palast, der doch tatsächlich einen Swimmingpool hatte, der sich so nach und nach mit den Leutchen aus unserer Gruppe füllte. Es dämmerte langsam, und auf einmal flog eine Fledermaus ins Wasser, was die Frauen zum Kreischen und die Männer zum Lachen brachte. Irgendein Mutiger schaffte dann das arme Tier an den Rand des Beckens, wo es ganz bedeppert und halb ersoffen liegenblieb. Ringsherum flogen Hunderte dieser Fledermäuse herum und gaben diese seltsamen Quietschtöne von sich. Die allgegenwärtigen Raben und Pfauen, die uns mit ihrem widerlichen Schrei den Nerv raubten, waren auch dabei, und in der Nähe stand ein Inder mit einem Stock und ging immer auf und ab. Er sollte auf Schlangen aufpassen...!

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Um 19.00 Uhr traten wir dann im Speisesaal des Maharadschas zum Dinner an, was sich als ganz lecker herausstellte. Den Reis kochen die Inder sehr locker-körnig, er schmeckt sehr gut und bildet immer eine gescheite Grundlage, da ist das Drumherum nicht so entscheidend wie bei uns. Es gab dann noch Dal, eine Art Mischung aus Hülsenfrüchten und Getreide, eine seltsame Frucht, die zu Brei gestampft gegessen wird und mir überhaupt nicht schmeckte - wie Pappe! Dazu gab’s noch eine scharfe Soße mit Gemüse. Dazu haben wir wieder ungehörige Mengen Mineralwasser getrunken. Hintergab gab’s noch geschnittene Banane mit einer Art Vanillesoße, und wir waren ganz glücklich, sauber, frisch und satt.

Danach kam ein Puppenspieler mit seinen Marionetten und führte uns eine Art Kasperletheater auf indische Art vor. Er war sehr geschickt und ließ seine Puppen einen Bauchtanz aufführen, einige Götter und Dämonen gehörten auch zum Repertoire, und die ganze Zeit über sang ine Inderin im Hintergrund irgendetwas, ziemlich monoton, aber faszinierend, weil so fremd. Dann kam noch ein Wahrsager, von dem die Veronika erzählte, daß er sehr gut sei und schon erstaunliches vollbracht habe. Es war ein interessanter alter Mann, und wir wollten uns die Zukunft sagen lassen. Und dann hockten wir auf dem Boden in einer Ecke des Hotels und der Wahrsager fing an: er sagte unsere Geburtsdaten auf den Tag genau, daß unsere Eltern noch leben, die genaue Zahl unserer Geschwister usw. Er sagte uns Dinge auf den Kopf zu, die ihm kein Mensch gesagt haben konnte außer uns, wir hatten ja niemandem derartige Tatsachen erzählt. Wir waren total perplex, denn wir hatten das Ganze als faulen Zauber angesehen und wollten uns einen Jux daraus machen. Nun waren wir wirklich sprachlos über das, was der Mann uns an Tatsachen brachte, die einfach stimmten. Und dann fing er an, über die Zukunft zu reden. Also, Erni wird mit 55 ein ganz reicher, berühmter Mann sein, er wird ein Buch schreiben, das ein Bestseller wird und ihn reich macht. Er wird weise und klug sein wie Buddha, und er wird mit 101 Jahren im Bett sterben, ohne krank gewesen zu sein und wird mit mir eine lange, glückliche Ehe führen. Im Übrigen sollen wir nächstes Jahr im September einen Sohn bekommen und im Jahr darauf Zwillinge, einen Sohn und ein Mädchen, und die Kinder werden auch sehr gesund sein. Ich soll übrigens laut Wahrsager mit 99 im Bett sterben an einem Herzinfarkt. Und ich hätte ein Herz wie ein Schmetterling. Mit stünden noch viele Reisen bevor, und ich wäre sehr klug im Umgang mit meinem Mann. Na, nun lassen wir die Zukunft mal auf uns zukommen, das müßte ja mit dem Teufel zugehen, wenn das alles zutrifft!