Dabei hätten wir uns den Schweiß sparen können, denn etwas später hören wir Stimmen – die Ranger. Und der große Orang- Utan war höchstwahrscheinlich Rosmarie, eine zwar sehr selbstbewusste, aber in der Regel nicht angriffslustige Dame, auch wenn Glistok (ein junger Orang- Utan) fluchtartig das Gebiet verlässt, wenn sie erscheint. Die Ranger kennen alle mit Namen, zumindest die, die sich unter ihrer Obhut wieder Schritt für Schritt an das Leben im Dschungel gewöhnen. Sie wohnen im Dickicht, werden aber an einem bestimmten Treffpunkt morgens mit Bananen und nachmittags mit Milch versorgt. Mit der Zeit bleiben dann die weg, die diese milde Gaben nicht mehr nötig haben und allein zurecht kommen. Manche aber kommen von Zeit zu Zeit wieder. Im Camp Lekay trafen wir z.B. eine friedliche Orang- Utan- Mutter, die schon zwei Kinder im Camp bekam. Das jüngste baumelt noch auf ihrem Rücken. Der ältere ist wohl 8 Jahre alt und hält sich noch immer in ihrer Nähe (wenn auch mit etwas Abstand) auf. Der Vater soll ein mächtiger Orang- Utan- Mann sein, der tief im Regenwald lebt und nur sehr selten gesichtet wird. Sie aber holt sich ihre täglichen Rationen im Camp ab, ähnlich wie die schüchterne Gibbon- Mutter, der die Bananen auf den Baum geworfen werden.  Deren Baby ist gerade ein Jahr alt und vollführt atemberaubende Kletterversuche, hangelt linkisch, greift daneben, fällt ein paar Äste tiefer, um sich dann geradeso an einem dünnen Zweig festzuhalten, der bedenklich mit dem kleinen Gibbon- Baby durch die Lüfte schwingt.
 
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Die Gibbon- Mutter aber kneift noch nicht mal die Augen zusammen. Wahrscheinlich gehört sich das so für einen kleinen Gibbon, der etwas Großes werden will. Er kann inzwischen ganz knapp mit einer Hand den nächsten Ast ergreifen, während er mit der anderen Hand noch den Zweig festhält (was auf die Dauer nicht gut gehen kann). Folglich schnipst er mit dem Zweig zurück, wird auf den nächsten Ast geworfen, klettert wagemutig eine Etage höher und kommt schließlich außer Atem bei der Mutter an, die ihm derweil die Bananen vorgekaut hat.

Morgens, als wir mit den Rangern durch den Regenwald laufen, füllen sich mit einem Mal die Bäume und überall klettern Orang- Utans hinab. Indonesisch heißt Orang Mensch, die "Menschen aus dem Wald" werden sie von den Indonesiern genannt. Und genau dies trifft das Bild des Morgens. Wie sie vorsichtig hinunter lugen mit ihren großen, allzu menschlichen Augen und sich die zahmsten unter ihnen plötzlich in unseren Trupp einreihen. Einer faßt schließlich nach T.s Hand. Der zuckt zuerst zurück, aber der Orang- Utan hält fest. Und so gehen sie ein Stück des Weges Hand in Hand, Mensch und Tier, vertraut und eben doch verwandt. Natürlich hatte sich unser junger Orang- Utan auch etwas dabei gedacht, er hatte nämlich keine Lust mehr zu laufen und hängte sich ein wenig später mit beiden Händen an T.s Hand- die eindeutige Aufforderung zum Tragen. Die Rüge des Rangers folgt sogleich, denn schließlich sollen die Orangs ja wieder das Leben im Dschungel lernen.