Die Grillen zirpen und die samtweichen Töne der Nacht verklingen in der Dämmerung des Tages. Irgendwo klatscht ein Krokodil ins Wasser und zanken sich ein paar Nasenaffen. Und Johan geht leise übers Boot, barfuß wie immer, aber ich höre ihn dennoch, die Sinne geschärft durch die Anmut der Nacht. 5.45 Uhr. Bald wird es aus dem Wok duften. Und die Sonne, die Mata hari, wird hinter den Wipfeln der Bäume erscheinen und feierlich die Herrschaft übernehmen. - Augen des Tages, heißt das wörtlich. Klingt das nicht schön? Mein Töchterchen dreht sich noch mal unter ihrem Moskitonetz um und erwacht so allmählich wie der Tag. Die Nacht war diesmal etwas kühl. Mit dem Baumwolltuch bedeckt, schubberte ich gegen drei Uhr, das erste Mal bisher, vielleicht ein Zeichen dafür, dass ich mich langsam an die Temperaturen des Regenwaldes gewöhne. Sicher, bei unseren Wanderungen durch den Dschungel floss der Schweiß immer in Strömen. Da war es so, als wenn der feuchte Atem der Pflanzen unter das dichte Dach der Bäume gepresst wird und in der Hitze leise vor sich hin quackert. Riesige Ubar (Eugenia-Bäume) stemmen sich aus dem Boden zur Sonne empor, mit Wurzeln so mächtig wie ihre Stämme, umgarnt und überwuchert von Moosen, Pilzen und fleischfressenden Pflanzen. Bunte Papageien huschen vorbei, aber wir können sie ohne Buch nicht bestimmen, ebenso nicht die Fledermäuse, die unter dem Dach eines Rangerhauses hängen. Drei Wanderungen von jeweils 1 ½ Stunden haben wir gemacht. Und jedesmal war T.s Shirt so nass von Schweiß, dass man es ausringen konnte. Dann rief ich Johan schon von weitem „Manti, Manti!“ zu, und Johan wartete mit einem Eimer Wasser, um ihn sogleich über unsere Köpfe zu gießen. Es hätte mich nicht gewundert, wenn es dabei gezischt hätte. Einmal waren wir auch schwimmen.