Um es kurz zu machen, natürlich war es kein Problem, an ein Visum zu kommen - allerdings lauerte unmittelbar vor dem Tresen der kambodschanischen Grenzer ein weiterer ungewollter Helfer. Freundlich händigte er jedem einen Visa-Antrag aus und verlangte dann mit 25 US-Dollar genau fünf mehr als der offizielle Ausgabepreis betrug. Auf Nachfrage sagte er mir, dass dieser Zuschlag wegen meines fehlenden Passbildes erhoben würde; allerdings zahlten auch die mit Foto den überhöhten Tarif, wie ich feststellen musste. Folglich weigerte ich mich und bot 22 Dollar an, was der „Helfer“ brüsk ablehnte, um sich sofort dem nächsten potentiellen Opfer zu widmen. So nutzte ich einen Moment der Abwesenheit und schob meine Papiere einfach selbst durch den Schlitz in der Scheibe, und ein Nicken des Grenzers verhieß, dass es so in Ordnung wäre. Leider vergaß ich, die zwei überzähligen Dollar herauszunehmen; allerdings klärte dies wohl die Frage nach dem fehlenden Passbild, denn Minuten später hielt ich meinen Reisepass mit einem frischen Visum wieder in der Hand - dafür fehlten natürlich sämtliche Dollarnoten.

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Erst jetzt wurde mir klar, wie Helfer und Grenzer zusammenarbeiten. Der Helfer macht auf den durch ihn „bearbeiteten“, stark überteuerten Anträgen einen Vermerk, und die Grenzer lassen ihn sicher durch Gewinnbeteiligung gewähren: Kambodschanisches Wirtschaften im Kleinen.

Aber auch so war die Wartezeit am Grenzübergang Poi Pet mit Eindrücken verschiedenster Art gespickt. Aus Linksverkehr in Thailand wird hier in Kambodscha Rechtsfahrgebot, was natürlich in einem ziemlichen Durcheinander mündete, da alle die Grenze passierenden Fahrzeuge die Spur wechseln müssen. Zudem warteten Dutzende Händler mit hölzernen Handkarren auf Passage. In brütender Hitze zogen sie ihre riesigen, übervoll beladenen Gefährte und boten gebückt gehend, mit Tüchern gegen den Staub umwickelten Gesichtern, ein sehr mitleiderregendes Bild. Was für ein Leben...

An der Busstation von Poi Pet hatte sich derweil eine bunte Gruppe Reisender aus aller Herren Länder versammelt. Ein paar übel riechende Hippies, ein junges schwedisches Pärchen, ein älterer Franzose mit ordentlich gebügeltem Oberhemd und einige weitere Wartende harrten der Dinge, die nun kommen würden. Immer wieder erschien ein angeblicher Regierungsangestellter, der Weiterfahrt binnen kürzester Zeit versprach. Der komfortable Minibus aus Thailand war bereits an der Grenze zurückgefahren und hatte mich ohne Informationen oder gar ein Ticket zur Weiterreise zurückgelassen. Aus den zunächst angekündigten dreißig Minuten wurden Stunden der Wartezeit.