Ich schaue auf die Uhr, es ist kurz nach drei Uhr am Nachmittag. Morgen soll auch wieder so schönes Wetter sein und dann nehme ich meine Kamera mit und versuche die Schweinswale zu fotografieren. Ich werd einfach morgen zur gleichen Zeit wieder hier sein. Vielleicht haben Schweinswale ja eine innere Uhr??
Am nächsten Tag, die Sonne scheint, kein Lüftchen weht und es ist wieder keine Wolke zu sehen. Ich packe meine Kamera und die Badesachen ins Fahradkörbchen und radle vorbei an den Haflingern und Fasanen zum Strand. Heute hab ich keine Ruhe, um ein Buch zu lesen. Ich muss gucken, ob die Schweinswale vorbei kommen. Aber es regt sich nichts, ein paar dicke Silbermöwen gleiten lautlos über mich hinweg. Sie starren mich regelrecht an. Sie wissen ganz genau, wo Menschen sind, da ist Futter. Sie kennen die Geräusche von Plastiktüten, die gefüllt sind mit Kekse oder das silberne Glitzern von der Alufolie, wo der ein oder andere Strand-Snack eingepackt ist. Ein unüberlegter Augenblick und das war es dann mit dem Mittagessen. Aber ich kenne sie doch zu gut und meine Kekse sind und bleiben im Rucksack und ich schieb mir erst ein in den Mund, wenn sie außer Sehweite sind. Auf dem Meer regt sich nichts. Ich entschließe mich doch zum lesen und suche mein Buch heraus. Doch so recht wird das nichts mit dem lesen, ich schaue einfach zu oft aufs Wasser, wo jedoch kein Schweinswal auftaucht. Aber, dass hätte ich mir ja fast denken können.
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Wäre auch zu schön, wenn sich die gleiche Szenerie von gestern exakt noch einmal vor mir abspielen würde. Am besten noch zur gleichen Uhrzeit aber Schweinswale haben eben keine Uhr um. Sie richten sich dann doch nach ihrem eignen Rhythmus und nicht nach dem des Menschen.
Auf einmal erweckt ein dunkler Schatten meine Aufmerksamkeit. Er ist ziemlich weit weg und ich gehe mit den Beinen ins Wasser. Der dunkle Fleck taucht weder ab noch bewegt er sich groß von der Stelle. Dafür bewegt er sich wie wild hin und her. Was ist das? Ich richte meine Kamera auf den schwarzen Fleck am Horizont, versuche mit dem Teleobjektiv so weit wie möglich heranzukommen. Ich mache einige Bilder und schaue sie mir auf dem Display an. Ich muss die Aufnahmen auf dem Display noch weiter zoomen, um mein Objekt genau betrachten zu können. Der dunkle Fleck ist kein Schweinswal, sondern ein Kormoran. Auf den folgenden Aufnahmen sehe ich auch endlich, was er macht. Er kämpft! Er kämpft mit einer Scholle! Der Plattfisch ist ganz gut an seiner bräunlichen Haut und seiner Form, trotz pixeligem Bild, zu erkennen. Unglaublich! Der Kormoran versucht tatsächlich eine Scholle zu verspeisen. Die passt doch niemals in seinen Rachen.
Tut sie auch nicht! Ich schaue wieder durch die Kamera und nutze mein Tele als Fernglas. Der Kormoran quält sich weiter mit der Scholle ab aber die zappelt um ihr Leben und dann ist es auch passiert. Der Kormoran schnappte daneben und die Scholle tauchte ab.
Ich muss grinsen. Der größenwahnsinge Kormoran guckt ganz bedeppert.
Dem Kormoran ist die dicke Beute zwar entkommen aber für mich hat es sich doch gelohnt, dass ich die schwere Kamera-Ausrüstung mit genommen habe.
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Auch wenn ich heute keinen Schweinswal gesehen oder gar fotografiert habe.
Ach ja, für morgen haben sie keine Wetteränderungen angesagt, na da werd ich wieder hier sein. Mit Kamera natürlich! Vielleicht lässt sich ja ein Schweinswal blicken? Oder ein gefräßiger Kormoran? Oder Seehunde, Austernfischer, Kegelrobben, Sanderlinge…ach ich lass mich einfach überraschen.
Dieser Reisebericht wurde von mir noch nie zuvor veröffentlicht. Er fand im Sommer 2008 statt und wurde von mir persönlich organisiert.