Am Brauneck war ich dann wieder unter der Woche und damit zwar nicht ganz so allein unterwegs wie am Sudelfeld, aber von voll kann keine Rede sein. Am Wochenende sieht das deutlich anders aus – so wurde mir zumindest gesagt. Die Pisten sind insgesamt eher für Genussfahrer ausgelegt und es finden auch viele Skikurse in dem Gebiet statt. Ich fand eigentlich nur den Steilhang am Garland anspruchsvoll, ansonsten kann man hier beim Skifahren richtig chillen. Zu diesem Zweck gibt es auch jede Mengen Hütten – ich hab selten so viele Einkehrmöglichkeiten auf einem Fleck gesehen wie am Brauneck.
Man merkt es schon, von den drei von mir ausprobierten Hausskigebieten ist das Sudelfeld mein Favorit. Wenn man aber von München aus noch ein bisschen weiter fährt, gibt es noch ganz andere Kaliber an Skigebieten. Die Skiwelt am Wilden Kaiser ist zwar etwas weiter entfernt, aber die um ein paar Minuten längere Anfahrt lohnt sich, ebenso der teurere Tagespass (rund 40 Euro). Die mautpflichtige Autobahn lässt sich auch problemlos über Bundesstraßen umgehen. Mit fast 280 Pistenkilometern und rund 90 Liften hat man eine Riesenauswahl an Möglichkeiten und das ist eigentlich auch schon der einzige Wermutstropfen: Das Angebot erschlägt einen förmlich. Die Beschilderung vor Ort ist nicht besonders übersichtlich und die Ziehwege sind nicht immer gut zu finden. Es ist auf jeden Fall ratsam, sich schon zuhause den Pistenplan anzusehen und ein paar Routen auszuwählen. Ansonsten kann man auch andere Skifahrer fragen. Mir haben beim Hüttenstop ein paar sehr nette Österreicher weitergeholfen.
In einer Woche hat die Zeit, die mir tagsüber zur Verfügung stand, nicht zum Skifahren gereicht. Ich beschloss stattdessen, ein wenig von der Stadt zu erkunden. Mein Nachbar im Boardinghouse, mit dem ich immer noch Kontakt habe, hatte ein paar Tage vorher die Stadtrundfahr t mit dem Doppeldeckerbus gemacht. Das wäre mir gar nicht eingefallen, weil ich mich solange in der Stadt aufgehalten und irgendwie nicht wie ein Tourist gefühlt habe. Aber ich dachte, warum nicht und setzte mich an einem Mittwoch um 10 Uhr in den Bus, der die Grand Circle Route abfuhr. Vom Hauptbahnhof aus ging es zu den Highlights der Stadt: Pinakotheken, Odeonsplatz, Nationaltheater, Marienplatz, Viktualienmarkt, Stachus, Schloss Nymphenburg, Olympia Park, Siegestor, Englischer Garten. Etwas altmodisch, die Stadt so kennenzulernen, aber danach hab ich eine viel bessere Orientierung gehabt. Ansonsten hab ich mich häufiger in den Kneipen in Schwabing aufgehalten und als Sportfreak natürlich die Boulderwelt in der Nähe vom Ostbahnhof ausprobiert. Soweit ich weiß, ist das die größte Anlage ihrer Art weltweit und ich hab auch wirklich nur gestaunt über die riesige Halle.
Die knapp zwei Monate in München waren sicher einer der schönsten Winter, die ich je verbracht habe. Ich kann nur hoffen, dass ich mal wieder bei einem Kunden dort zu tun habe. Für Skifahrer ist die Stadt ein ideales „Basislager“, um schnell in die Berge zu kommen. Trotzdem geht es dort nicht provinziell zu und man kann auch in München viel unternehmen.