Der Busfahrer Iman aus dem Camp hat panische Angst vor Schlangen und ein boshafter Kollege packt ihm ein platt gefahrenes Jungtier einer Würfelnatter in eine Streichholz-schachtel. Als Iman sich eine Zigarette anzünden will, wirft er die Schachtel mit einem Aufschrei in weitem Bogen von sich. Ab da weiß ich, dass es hier diese Art gibt und passe besonders darauf auf.
Am frühen Morgen des 10. April wandern wir am Ufer des Sees entlang zu unserer einsamen Lieblingsbucht. Dort liest dann meine Frau im Schatten der alten Olivenbäume meist ein Buch und ich schleiche fotografierend durchs Gelände. Aber heute gibt es dort eine Sensation zu bestaunen. Im schütteren Schilfbestand des Flachwassers schlingen sich dicke Knäuel von Würfelnattern um ganze Büschel von Schilfhalmen. Ist dies ein Paarungsritual? Wir haben dergleichen niemals vorher gesehen, oder in der Literatur gefunden. Die scheuesten Nattern gleiten sofort ins Wasser, trotzdem zähle ich 41 Schlangen auf 3 m2. Pro Schilfbüschel bleiben 4-5 Exemplare eng umschlungen übrig. Durch das Eigengewicht absinkend, klettert die unterste Schlange wieder nach oben und so ist das Knäuel ständig in Bewegung. War es schon ein Highlight, meine Frau schwimmend zwischen den Wassernattern zu fotografieren, so ist diese Beobachtung ein absoluter Höhepunkt in meinem Hobbyforscherleben.
 
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Eine weitere Sensation im Gebiet sind Bergwanderungen ins Latmos-Gebirge am Ostufer des Bafasees, die wir mehrmals unternehmen. Durch eine bizarre Gneis- und Granitlandschaft wandern wir teils auf Straßenresten aus der Antike bergauf. Überall stoßen wir auf Ruienen der antiken Stadt Heracleia. Auf dem Silikatgestein gedeihen zwar nicht so viele Pflanzenarten, aber es huschen erstaunliche Echsen wie das Europäische Schlangenauge oder der Hardun, die einzige Agame Europas herum. Zwischen den glatten Felsen blühen auf kleinen Rasenflächen interessante Orchideen, wie Reinholds- oder Spiegel-Ragwurz, sowie andere mediterrane Pflanzen, falls nicht Schafe und Ziegen darüber herfallen.
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Wir müssen uns aber erst einsehen, da die meisten Orchideen trotz bunter Blüten recht getarnt und unscheinbar in der Vegetation verborgen sind. Die reichblühende Macchie verströmt dazu einen zauberhaften Duft von den Cistrosenarten, dem Schopflavendel und vielen anderen Blüten.                        
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Am 13. April wandern wir trotz brütender Hitze über die Halbinsel des Samsundagi Nationalparks, der 1972 gegründet wurde, nachdem man eine Asiatische Leopardin mit 2 Jungen entdeckt hatte; inzwischen sicher ausgestorben oder gewildert, da nie wieder gesehen. Wir beginnen unsere Tour in Doganbey an der Südseite der Dilek-Halbinsel. Das ehemals griechische Dorf ist fast unbewohnt, da die Türken behaupten dort krank zu werden und sich in der Nähe ein hässliches neues Dorf erbaut haben. Das alte Cafenion dient entwürdigend als Ziegenstall und Steinkäuze beobachten uns aus überdachten Kaminen. Der Pfad folgt anfangs einem Bachlauf in eine schattige Schlucht, bevor es schweißtreibend über den Berg geht. Für die etwa 8-stündige Wanderung haben wir als Führer den alten und umsichtigen Bauern Dormus angeheuert.