Der Anbau ist heute unter strengen Auflagen legalisiert, aber trotz hoher Gefängnisstrafen blüht natürlich der Drogenhandel über Zwischenländer wie z.B. Kolumbien. Legal dürfen die Blätter nur zu Medizinischen Zwecken (Narkosemittel, Schmerzmittel) und als Aromastoff ausgeführt werden – der Weltkonzern Coca Cola ist der Weltgrößte Abnehmer der Blätter – jedes Jahr verlassen ca. 45 Tonnen Südamerika in Richtung Staaten.
Nachdem wir nun so gestärkt sind fühlen wir uns auch in der Lage Potosi zu erkunden. Doch schon bald müssen wir feststellen, dass das Laufen doch ungemein anstrengend ist, man fühlt sich wie ein Rentner. Völlig aus der Puste haben wir endlich die 2 Häuserblocks bis zum Plaza des 10 November, dem zentralen Stadtplatz geschafft, dort fallen wir auf die erstbeste Bank und versuchen wieder zu Luft zu kommen. Nach ein paar Minuten geht’s dann auch schon wieder und wir bewundern die angrenzenden Bauwerke wie die prunkvolle Kathedrale, die im Jahre 1575 eingefallen war und zwischen 1808 und 1836 neu errichtet wurde, gehört zu den größten Kirchenbauwerken in ganz Bolivien.
Wir schleppen uns weiter durch die Gassen und müssen alle paar Meter mal eine kleine Verschnaufpause einlegen, aber wir haben uns fest vorgenommen zumindest die Innenstadt heute ganz zu erkunden, da morgen noch größeres auf uns wartet… und es gibt viel zu sehen denn vom ehemaligen Reichtum der Stadt zeugen heute noch 36 mehr oder weniger intakte Kirchen und viele der Kolonialhäuser mit den typischen Holzbalkonen wurden in den letzten Jahren renoviert. Das Stadtzentrum wurde von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt und so werden wohl in den nächsten Jahren die Renovierungsarbeiten fortgesetzt werden können.

{{g_ads}}

Auf unserem Streifzug treffen wir auch bald auf die Iglesia La Merced und für ca. 1-2 Euro können wir den Glockenturm besteigen – die Luft ist uns noch nicht dünn genug. Einmal oben angekommen haben wir einen herrlichen Ausblick auf die ganze Stadt und den sagenumwobenen Cerro Rico. Nach einer halben Stunde und etlichen Fotos verlassen wir den Turm und schauen uns so noch einige Kirchen und andere Prachtbauten an. Auf unseren Wegen durch die Stadt treffen wir auch auf einige Tourenanbieter, welche Ausflüge in einige der hiesigen  Silberminen anbieten, mir wird schon ganz schlecht, wenn ich die Bilder sehe, denn morgen werden wir ja auch in den Berg gehen. Als wir auf dem Rückweg ins Hotel sind, müssen wir uns natürlich noch belohnen, weil wir trotz Anstrengung alles angeschaut haben was der Reiseführer so anpreist, also ab in den Souvenirshop und man findet ja immer was, außer den Ansichtskarten für die Daheimgebliebenen können wir ein Schachspiel einfach nicht im Laden stehen lassen na ja für 4€ was soll’s? Zurück im Hotel beschließen wir dann erstmal Karten zu schreiben, aber selbst so eine simple Tätigkeit ist in einer solchen Höhe echt nicht zu verachten (ich hoffe niemand hat nach Rechtschreibfehlern gesucht), also wollen wir unser neu erworbenes Schachspiel testen – und was denkt ihr die Inka – Dame fehlt – so ein Scheiß !!!!!!! Warum immer wir?? Normale Menschen hätten es einfach dabei belassen und sich bei der nächsten Gelegenheit ein neues gekauft, aber wir haben ja eh nix anderes vor also ziehen wir uns wieder an (mittlerweile wird’s ganz schön kalt) und quälen uns den Berg wieder rauf bis zum Shop. Die Verkäuferin kommt gleich auf uns zugelaufen und ein spanischer Wortschwall bricht über uns herein, sie entschuldigt sich gleich tausendmal und gibt uns unsere Inka Dame noch bevor wir nur danach fragen brauchten, so sind sie eben die Bolivianer. Also zurück und nachdem wir wieder Luft bekommen wird gespielt. Ich hab nicht gewonnen. Fürs Abendessen sind wir uns schnell einig, das wir im Hotel essen werden um bloß ja nicht noch mal den Berg hoch zu müssen. Leider stellt sich raus das heute irgendeine geschlossene Veranstaltung im Hotelrestaurant ist und wir dort heute nix kriegen werden. Warum immer wir??? Also wieder anziehen und wieder in die Stadt laufen, aber schnell ist das el Méson, ein hübsches kleines Restaurant gefunden und wir können den Abend mit Nudeln und Pisco versöhnlich zu Ende bringen.
 

 

Nach einer nicht besonders erholsamen Nacht (die Höhe) müssen wir feststellen dass es saukalt geworden ist. Eine Kopfschmerztablette hilft über die letzten Beschwerden der Höhe hinweg. Beim Frühstück wird dann noch mal ordentlich Mate de Coca nachgetankt und jetzt fühlen wir uns einigermaßen bereit die Minentour hinter uns zu bringen. Um 8:30 Uhr werden wir vom Minen-Guide abgeholt und erfahren noch einiges über die Geschichte der Stadt und den Silberabbau. Im Jahre 1545 wurde das Silber im Berg entdeckt, damit war der Grundstein für die schnellwachsendste Stadt Amerikas gelegt. Die Spanier kommandierten ganze Dorfschaften ab um sich in den Stollen zu Tode zu schuften. 1573 zählte die Stadt 120.000 Einwohner, das ist mehr als Madrid, Paris oder Rom zu jener Zeit. Damit war Potosi die größte Stadt des amerikanischen Doppelkontinents. Bis zum Jahr 1660 wurden 16.000 Tonnen Silber abgebaut und bis heute 46.000 Tonnen (da fragt man sich natürlich schon, wie es sein kann, dass bis heute noch ein Berg dort steht). Für die Indios war die Stadt der Eingang zur Hölle, denn bis zum 18 Jh. hatten ca. 8 Mio. von ihnen in oder um die Minen ihr Leben gelassen. Im 18. Jh. War fast alles Silber im Berg abgebaut und Potosi versank in Bedeutungslosigkeit, die Einwohnerzahl sank auf unter 10.000. Anfang des 20.Jh. erlebte die Stadt einen neuen Aufschwung durch den Abbau von Zinnerz, welches zu Zeiten des Silbers bedeutungslos war. Heute sind die über 300 Minen im Berg verprivatisiert, was jedoch die Arbeitsbedingungen nicht wirklich verbessert. 
 

 

Wir sind nach dem kleinen Stadtrundgang mit dem sehr gut Englisch sprechendem Guide im Büro der örtlichen Agentur angekommen und lernen den Rest der kleinen Truppe kennen, nachdem wir eine Unterschrift geleistet haben (wegen der Versicherung falls was passiert) bekommen wir ein kleines Versorgungspaket mit Schokoriegeln und Capri Sonne. Dann werden wir in einen Kleinbus verfrachtet und fahren zu einem verlassenen Haus, dort bekommen wir einen gelben Schutzanzug, Gummistiefel und einen Helm verpasst und jetzt geht es richtig los mit dem Kleinbus fahren wir an den Fuß des Berges zum Miners Market, dort wird für je einen Euro noch Dynamit, Coca-Blätter, purer Alkohol, Limo für die Kinder und Süßigkeiten gekauft. (Wir entschließen uns noch weitere 50 Cent für eine Atemschutzmaske auszugeben). Nach einer weiteren kurzen Fahrt sind wir jetzt auf halber Höhe am Berg angelangt und können unsere Atemmaske bereits jetzt gebrauchen. Vor den Minen arbeiten die Frauen und klopfen die heruntergefallenen Steine auf und Sortieren sie. Uralte Muldenkipper fahren tonnenweise Gestein weg und wir nehmen Kontakt mit einer alten Frau auf, die uns die Mineralien im Stein zeigt – unser erstes Souvenir aus der Mine ist ein Stein mit Zinnerz, Nachdem man uns alles hier draußen gezeigt hat krabbeln wir jetzt den Schutthang zu einem Eingang hinauf, sofort beginnt das Keuchen wieder – es braucht wohl doch etwas länger um sich vollständig an die Höhe zu gewöhnen. Und da ist es, das Loch in welches wir jetzt hineingehen werden, es ist finster wie im Bärenarsch und schnell wird klar, dass man den Helm wirklich braucht, da man ständig irgendwo mit dem Kopf anschlägt. Nachdem wir ein paar Minuten in den Berg reingelaufen sind, bleiben wir stehen und schauen uns um, überall sind riesige Löcher im Boden die zum nächsten Level führen und an der Decke kann man die Erzadern sehen (ich hätte nicht gedacht das nach 300 Jahren Bergbau noch soviel da ist). Außer dem Erz hängen noch weiße nadelförmige Kristalle von der Decke – Asbest – oh wie wunderbar. Immer tiefer Laufen wir in den Berg hinein, die Luft wird immer stickiger und die Gänge immer kleiner, aber der Adrenalinspiegel ist mittlerweile so hoch, dass man die verkrampfte Haltung die man beim geduckten laufen einnimmt gar nicht mehr so recht wahrnimmt. Ab und zu treffen wir mal auf Minenarbeiter – Jörg gibt einem zwei, drei Stangen Dynamit, ein anderer bekommt Coca-Blätter (das ist der Lohn dafür dass die Touristen durch ihren Arbeitsplatz trampeln). Einmal kommt aus der Dunkelheit ein Trupp Arbeiter und rast mit einer Lohre an uns vorbei. Nach einiger Zeit sind wir in einem kleinen „Minenmuseum“ angelangt und unser Guide zeigt uns mit welchen Mitteln man früher gearbeitet hat und welche Gottheiten zu welchem Zweck angebetet wurden. Um uns zu verdeutlichen wie es den Leuten früher ging wenn ihre Gaslampen ausgegangen sind (wir tragen jeder eine halbe Autobatterie mit uns rum um die Helmlampe am Leben zu erhalten) müssen wir alle die Lampen und Fotoapparate ausschalten und uns an den Händen fassen und ein paar Meter gehen – es ist so unglaublich dunkel, dass man echt in Panik ausbrechen könnte, nach wenigen Schritten lässt er uns das Licht wieder anschalten, wir stehen vor einem riesigen Loch – da kann einem echt anders werden. Dem Minengott/teufel El Thio statten wir dann auch noch einen Besuch ab, jeden Freitag kommen die Bergarbeiter hierher und „opfern“ Alkohol, Coca und Zigaretten für ein unfallfreies Arbeiten. Jetzt gehen wir weiter und unser Guide erzählt uns, dass es keine Pläne von der Mine gibt, und jede Woche die Gänge anders sind (wie ermunternd) jetzt gehen wir runter auf die nächste Ebene. Jörg verschwindet als Erster in einem dunklen Loch – auf allen Vieren klettert man einen Geröllhang hinunter, das Loch ist kaum größer als man selbst, aber irgendwann ist es dann geschafft und wieder laufen wir durch unzählige Gänge voller Gasleitungen und anderer Kabel und stickige Luft bis wir plötzlich Licht sehen und etwas Wind im Gesicht spüren kaum ist die Stelle erreicht kommt auch schon ein Eimer vom Himmel gefallen – hier wird das Gestein in einen Eimer geschaufelt und nach oben gezogen – auch hier dürfen die Jungs sich in der Minenarbeit versuchen und ne Runde mitschaufeln – der Lohn sind ein paar glitzernde Steine. Wir machen uns wieder auf den Weg Richtung Ausgang, bis jetzt konnte man wenigstens noch immer auf seinen Beinen laufen, aber nun geht’s nur noch auf allen Vieren durch die Gänge und am Ende steht eine kleine Kletterpartie auf dem Programm und endlich können wir wieder richtige Luft einatmen – eigentlich gehört zu einer solchen Führung noch eine Dynamitexplosion die man in der Mine erleben kann, aber wir wollen mit dem 12 Uhr Bus nach Uyuni fahren, deshalb ist dafür keine Zeit mehr (dafür leben wir jetzt noch).