11.04.2001
Warum sollte das Auto um 9 Uhr kommen, wenn es auch um 10 Uhr abfahren kann? Also Aufsatteln und ab in die Wüste. Zunächst stoppen wir am Zugfriedhof. Hier stehen ausgeschlachtete Lokomotiven und Waggons in der Weite der Steppe. Der Schienenstrang Richtung Chile verliert sich in schwimmender Ferne.
Die Fahrt geht an Salzlagunen, durch Sand und Pampagras, an Lamaherden, Kakteenpolstern und „schwimmenden Bergen auf blauem Wasser“ vorbei.
Gehalten wird in einem Dorf zum Mittagsmahl.
Zu den Lagunen müssen wir eine andere Straße benutzen, weil die Strecke durch den Salar und um den Ollagüe angeblich unpassierbar ist.
Wir fahren durch San Cristobal und Alota, verträumte, verwunschene Dörfer und später durch einsame Wildwestlandschaft, bei Valle de Rocas liegen auf vielen Kilometer Länge in Reihe rote Felsen und Steinkugeln, wie hingeworfen. Zum Fotoschießen zu wenig Zeit. Lavafelder und die Krater zeigen noch Spuren von lebhaftem Vulkanismus. Viele Flamingos entdecken wir bei der ersten Laguna Hedionda, doch bei der weiteren gründeln noch genügend. Jede strahlt in einem anderen Farbton. Sandwirbel tanzen geisterhaft. Dann gibt es noch den Sieben-Farben-Berg zu sehen und leider erst im Dämmerlicht erreichen wir den steinernen Baum, Arbol de Piedra. Die kalte Sonne hier oben strahlt Bergspitzen rot an. Weiter stauben wir durch eine Geröllwüste.
Die Laguna Colorada (4 300 m) erreichen wir erst im Dunkeln. In der Parkverwaltung müssen wir Eintritt bezahlen. Die Hütten sind belegt. Es gibt Probleme, einen Schlafplatz zu finden. Aber der Fahrer regelt es, wir bekommen ein akzeptables Zimmer und ein warmes Abendbrot.

{{g_ads}}

12.04.2001
In der Morgensonne glitzert die Salzwüste, der See sieht gar nicht so rot aus. Flamingos stelzen im seichten Wasser. Wir fahren zum gegenüberliegenden Ufer, hier lassen sich im roten Wasser die Vögel gut beobachten.
Wieder endlose Weiten aus Sand, Geröll und Vulkanen. Vor uns liegt das Gebiet Sol de Manana auf 5 000 m. Hier werden wir von Wasserdampf und Schwefelgasen eingenebelt. Überall blubbert, faucht und gurgelt es aus bunten Schlünden. In kleinen Kratern kocht der Schlamm, die Schwaden und Fontänen leuchten in der Sonne.
Unsere nächste Station sind die heißen Quellen an der Laguna Salada. Vor dem Mittagsmahl an der Ladeplanke nehmen wir ein heißes Bad im kalten Wind.
Vor dem heutigen Ziel verfinstert sich der Himmel, Blitze zucken und es schauert. So schäumt die grüne Laguna Verde und der Licancabur (5 930 m) steht mit seiner weißen Haube trutzig vor den schwarzen Gewitterwolken.
In den Hütten an der Laguna Blanca finden wir gute Unterkunft, packen um, schwatzen mit Bergsteigern, während Graupelschauer aufs Dach prasseln.
Gewaschen wird sich in den Eimern, die für die Toilettenspülung vorgesehen sind.
Mit Liebe bereitet der Fahrer ein warmes Abendbrot, Weil es keine Servietten gibt, stellt er eine Klopapierrolle auf den Tisch.
Morgen wird zeitig aufgebrochen, wir wollen auf den Berg.
13.04.2001
Nachts sollte die Schlafraumtür geschlossen bleiben, weil die Katze ihr Unwesen trieb. In der stickigen Luft kann ich nicht schlafen und sehne den Morgen herbei.
Es ist 4.45 Uhr, unser Reisebegleiter pfeift schon ein Lied und bereitet das Frühstück. Im Dunkeln fahren wir zum Licancabur und steigen mit dem ersten Licht auf seine gewaltige Schotterflanke. Die Sonne kommt über die Berge und beleuchtet die bereiften Steine.
In der fast bis nach oben reichenden Scharte müssen wir aufwärts, auf losem Geröll - viele Schritte bringen keinen Höhengewinn - man rutscht sie schnaufend wieder zurück. 45° Neigung hat der endlose Hang voller lockerer Steine. Petra bleibt bei etwa 5 500 m in der Sonne sitzen und hat die Nase voll. Die anderen sind schon weit voraus, auch der Fahrer klettert mit - nur eine Limoflasche in der Hand.
Unter uns tief, natürlich leuchtend grün, die Laguna Verde, daneben, klein, unsere Hütte an der Blanca und neben uns, in der Höhe ganz in Weiß, der Sairecabur. Auch läßt es sich jetzt gut auf die Vulkane der Cordillera de Lipez schauen. Ich klettere mit Zeitverzug weiter, mache zweimal Pause, um etwas zu essen und trinken. Höhenprobleme habe ich nicht. Gehe rechts vom Schneefeld zum Kraterrand, versuche die kürzeste Passage zu finden. Gegenüber in den Bergen grollt es und Nebelwolken ziehen auf, jagen über die Kante. Da taucht unser Fahrer aus den Schwaden auf und erzählt unverständlich in spanisch, was ich deute, daß die anderen schon abgestiegen seien und 15 Uhr das Auto fahren soll. Es ist etwa 13.30 Uhr. So schlittere ich abwärts. Der Indio rennt einfach im Geröll hüpfend herunter! Unterwegs bricht noch ein Stock (der beim Bachsturz sich gebogen hatte). 16 Uhr treffen wir uns am Auto. Die drei waren natürlich noch nicht abgestiegen. Aber der Ausblick von der anderen Seite Richtung Chile war durch Wolken eingeschränkt. Die Ruinen verdeckte der Schnee.