Die große Herde, bestehend aus etwa 1,4 Millionen Gnus, an die 200 000 Steppenzebras und besonders im Süden etwa 200 000 Thomsongazellen, die weitgehend durch die Nationalparkgrenzen geschützt übers Jahr im Uhrzeigersinn das riesige Gebiet durchwandert, erreicht nach der Regenzeit die Serengeti Plains. Hier gibt es in der Kurzgrassteppe drei besonders nahrhafte Grasarten und deshalb gebären die Gnukühe fast alle gleichzeitig in diesem Areal. Ein Schlaraffenland für die großen Raubkatzen, die dementsprechend zahlreich zu beobachten sind. Da diese Ebene in der Trockenzeit kein Wasser bietet, zieht die Herde weiter nach Westen in das Gebiet des Grumeti Flusses in die lichte Baumsavanne. Dann nach Norden über den Mara Fluss in das Kenianische Schutzgebiet von Maasai Mara, wo sich die Tiere etwa von Juli bis November aufhalten. Hier beginnt die Wanderung nach Süden erneut, wie dies wohl seit tausenden von Jahren so abläuft.
 
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Vom Ngorongoro Krater kommend, der ursprünglich auch zum Serengeti Nationalpark gehörte und heute ein eigener Park mit mehr Rechten für die eingeborenen Maasai ist, erreichen wir der Oldupaischlucht nach Westen folgend das Camp am Ndutu See am 26. Januar. Der Platz liegt an der südlichsten Nationalparkgrenze in lockerem Akazienwald.
Zur abendlichen Essenszeit klettert zu unser aller Überraschung eine wunderschöne Ginsterkatze im Gebälk des Esssaales herum. Das scheue und nachtaktive Tier wurde über Jahre angefüttert, holt sich auf einem Brettchen bereitgestelltes Futter ab und verschwindet dann wieder. Nach dem Essen sitzen wir im Freien bei Vollmond am knisternden Lagerfeuer und lauschen den Stimmen der Nacht.

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Je nach Niederschlag und darauf folgendem Graswuchs verschiebt sich die Ankunft der großen Herde von Jahr zu Jahr. Wir haben uns aber extra viel Zeit genommen, um die Ankunft abwarten zu können. Und es gibt ja nebenbei so viel anderes zu entdecken, wenn man sich nur dafür interessiert. Fast auf allen Kopjes, so nennt man die solitär aus der Ebene ragenden Granithügel mit begleitenden Bäumen und Büschen, ruhen durch reiches Nahrungsangebot gesättigte Löwen und haben von oben einen freien Blick auf die unaufhörlich heranziehende Beute. Viele Weißstörche schreiten durch die Steppe. Sie sind auf dem weiten Heimweg nach Europa. In der Luft kreisen große Zahlen an Kornweihen, die ebenfalls heim in den Norden wollen. Bei uns kann man solche Ansammlungen mit Sicherheit nicht mehr beobachten. Grantgazellen, die hier territorial leben, grasen in kleinen Trupps in der Steppe. Daneben tummeln sich Strauße, Giraffen, Kuhantilopen, Topis, Impalas, Schakale und viele Vogelarten.