Tätowierungen als Nachweis der Kopfjagd

 
Wie auch bei zahlreichen anderen Dayak-Gruppen Borneos, existiert auch bei den Iban die Tradition des Tätowierens, welche Herkunft und Bräuche symbolisiert. Gut sichtbar an Clan-Chef Pelangas wettergegerbter Haut, die übersät ist mit Tätowierungen, von seinen vielen Reisen in den Dschungel.
 
Chief Pelanga mit traditionellen Tätowierungen und Outfit ...
Die Tätowierung des Halses gilt als besondere Mutprobe - so bedeutet der traditionelle „Kehlkopffrosch“ zum Beispiel, dass man aus einer Köpfjäger-Familie stammt. Wenn man selbst erfolgreicher Kopfjäger war, durfte man sich auch die Hände tätowieren lassen, und so wurden pro erlegtem Kopf Punkte oder Striche auf den Fingern hinzugefügt. Die blumigen Motive, wie die traditionellen „Borneo-Rosen“, die auch teilweise von Frauen getragen werden sind hingegen eher als Schmuck zu deuten. Die Motive werden dabei auf Wanderschaft, beim Besuch von anderen Langhäusern, nach und nach am Körper angesammelt.
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... sowie in der Alltags-Boxershort
Tätowiert wurde früher mit Ruß als Farbe und Knochensplittern, welche als Nadel dienten und mit Hilfe eines Stöckchens in die Haut gehämmert wurde. Zwar lassen sich auch heute noch viele, mittlerweile auch wieder junge Iban tätowieren, dabei wird aber schon oft auf westliche Tätowiermaschinen wie auch Motive zurückgegriffen und anstatt tief in den Regenwald fährt man oft lieber in das nächste Tattoostudio in die Stadt.
 
 
Der Flug des Nashorvogels
 
Die Iban-Frauen sorgen für musikalische Untermalung
Die Iban-Frauen sorgen für musikalische Untermalung
 
Zurück ins Langhaus: Nachdem wir mit einem Gläschen Tuak, dem selbstgemachten Reiswein begrüßt wurden, deutet uns Chief Pelanga Platz zu nehmen. Aufgeregt warten wir, was nun passiert. Während wir am Tuak nippen, beginnen die Frauen damit große Gongs - Gendang genannt, die im Dachboden verstaut sind, langsam auf Fußhöhe heruntergleiten zu lassen. Als dann die Taboh-Musik einsetzt taucht auch Chief Pelanga mit seiner Frau und den erwachsenen Kindern (der rüstige Senior-Chief ist mittlerweile 94 Jahre alt) in traditioneller Kleidung wieder aus der Wohnung auf. Unter den rhythmischen Trommelschlägen setzten sie sich in Bewegung und vollziehen den Ngajat, den traditionellen Iban-Tanz nach Vorbild des Fluges des Nashornvogels, dem selten gewordenen Wahrzeichen Sarawaks.
 
Der Junior-Chief beim Ngajat-Tanz
Ketten und Armreifen klimpern über den bunten Stammestrachten und der Federnschmuck schwingt unter den Bewegungen der Tänzer. Aber auch für uns gibt es kein Entkommen – es muss getanzt werden, das gebietet die Gastfreundschaft.
 
 
 
 
 
Im Zwielicht der Moderne
 
Die meisten Langhäuser sind heutzutage moderne Farmergemeinschaften. Die Bewohner tragen Shorts und T-Shirts und die traditionelle Kleidung bleibt bis zum nächsten Besuch oder Festtag im Schrank.
 
Die Alten genießen den Tag auf der Ruai
Die Alten genießen den Tag auf der Ruai
 
Die meisten Iban-Krieger stehen der Moderne aber gespalten gegenüber, denn durch die gerade abgeschlossenen Regierungswahlen rückt das Stadtleben immer näher. Das Dorf Pelanga, das bis vor zwei Monaten nur durch den Langboot-Verkehr am Lemanak River Anschluss an die Zivilisation hatte, besitzt nun eine erste, wenn auch staubige Landstraße, die die Regierung anlässlich der Wahl bauen ließ.
 
Dies verkürzt den Weg der Dorfbewohner drastisch und auch das erste Moped hat den Weg nach Pelanga schon gefunden. Während die Alten nicht viel vom Straßenanbau halten, freuen Sie sich trotzdem, dass ihre Kinder nun auch bei Niedrigwasser zurück ins Heimatdorf kommen können.
 
Die Kinder werden vom Schulboot abgeholt
Die Kinder kommen meist nur am Wochenende und in den Ferien nach Hause. Unter der Woche sind sie im Internat, in der nächsten Stadt. Nicht nur der Regierung, sondern auch den Einheimischen ist Schulbildung sehr wichtig. Nach Abschluss der Schule können die Kinder sich dann zwischen ihrem alten traditionellen oder dem modernen Leben in der Stadt entscheiden. Diese Entscheidung fällt den meisten gar nicht schwer, da sie auf den „Luxus“ der westlichen Welt meistens nicht mehr verzichten wollen. Aber nach und nach finden auch immer mehr Jugendliche zurück zu ihren Wurzeln und schätzen das freie, selbstbestimmte Leben im und mit dem Regenwald.
 
Hochwasser am Morgen
Hochwasser am Morgen
 
Aber trotz des westlichen Komforts, wie Strom und fließendem Wasser werden viele Arbeiten noch von Hand verrichtet. Gewaschen wird im Fluss: egal ob Geschirr, Wäsche oder sich selbst - um die Ressourcen der Natur zu schonen.