Trüber Morgen nach einer regenreichen Nacht

 
Die meisten Touristen bleiben höchstens eine Nacht, so geht es auch hier am nächsten Morgen für unsere Reisegefährten retour nach Kuching. Wir aber haben beschlossen noch länger zu bleiben und mit Anthony weiter in den Dschungel vorzudringen.
 
Die Geisterhäuschen sollen Spukgestalten fernhalten
Die Geisterhäuschen sollen Spukgestalten fernhalten
 
Am Morgen sind wir nach der regenreichen Nacht noch träge und vor allem Anthony unentschlossen, ob wir die Wanderung über den feucht-glitschigen, laubübersähten Dschungelboden wirklich wagen sollen. Vor einer Flasche Reiswhisky geht er sowieso nirgends hin, das gebietet die Tradition, verkündet er uns nach dem Frühstück. Damit wir schneller loskommen, helfen wir ihm notgedrungen beim Verzehr, um „gestärkt“ starten zu können.
 
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Friedhof im Regenwald
 
Iban-Grabstätten
Iban-Grabstätten
 
Nach der Überquerung einiger baumstammüberbrückter Abgründe kommen wir am Geisterhäuschen der Iban und am Friedhof vorbei. Die traditionellen Animisten, sind heute zum Teil christianisiert und begraben ihre Toten unweit des Hauses. Dabei werden eigene Hütten errichtet und die wertvollsten Besitztümer der Verstorbenen in einem Krug unter die Hütte gestellt. Da der Friedhof mittlerweile so überfüllt ist, dass man am schmalen Dschungelpfad schon quer über Gräber und Krüge stolpert, stört dabei aber niemanden.
 
Ameisen bauen hierzulande "Kugeln"
Die Wanderung führt uns tiefer in den Dschungel, vorbei an fußballgroßen „Ameisennestkugeln“ und leuchtenden, Licht absorbierenden Pilzen. Wir erkunden die unterschiedlichen Pflanzen und bekommen eine Einführung ins Dschungel-Survival durch Fallen stellen.
 
 
 
 
Das Leben am Fluss
 
Am Flussufer angekommen geht es weiter flussaufwärts, dorthin wo sogar nach der Regierungswahl noch keine Straße führt. Dafür sieht man vom Fluss aus die „Ortstafeln“, wenn auch noch kein Haus weit und breit sichtbar ist. Fast überall wo sich ein Langhaus, eine Etage höher im Wald befindet, ist diese Stelle durch ein Schild gekennzeichnet - schließlich müssen ja auch die hier heimischen Iban zu ihren Nachbarn finden! Wir passieren einen turbulenten Flussabschnitt, an dem die Kinder auf das „Schulboot“ warten - das Flusstaxi bringt sie vor dem Wochenende zurück nach Hause.
 
Awat Ngaran führt uns zielsicher durch die Stromschnellen
Awat Ngaran führt uns zielsicher durch die Stromschnellen
 
Obwohl es über Nacht stark geregnet hat und der Fluss stark angeschwollen ist, passieren wir viele Stellen nur mit Müh und Not und der alte Awat Ngaran, muss immer wieder mit seinem Stock nachhelfen bzw. damit erforschen wo der Fluss tief genug für ein Durchkommen ist. Früher, als die Holzbauindustrie noch nicht überall tätig war, waren die Flüsse glasklar erzählt man sich sehnsüchtig. Heute wird der braune Schlamm, tief aus dem Urwald, bis ins Meer gespült.
 
Ihren Lebensunterhalt verdienen die Bewohner dieser abgelegenen Regionen durch die Landwirtschaft. Reis, Pfeffer und Kautschuk, aber auch Obst und Gemüse werden nicht nur für den eigenen Gebrauch angebaut, sondern auch weiterverkauft bzw. getauscht. Die Jagd dient eher der Freizeitbeschäftigung der jüngeren Generation, als der alltäglichen Nahrungsversorgung. „Unsere Stämme leben vom Wald. Er gibt uns zu Essen und zu Trinken, versorgt uns mit Medizin und Baumaterial für unsere Hütten“ so Anthony, unser Guide.
 
Tagsüber sind meist nur kleine Kinder und Alte zu Hause
Tagsüber sind meist nur kleine Kinder und Alte zu Hause
 
Nach einem kurzen Besuch bei einem weiteren Langhaus wird es aber auch für uns Zeit wieder aufzubrechen, um unseren angepeilten Lagerplatz im Dschungel noch zu erreichen. Mit Planen für das Zelt, einem Wok, einem lebendigen Huhn samt dazugehörigen Eiern und ein paar Früchten ausgerüstet geht es also weiter.