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Mit dem Bus wurden wir zu unserem Rotel-Bus gebracht, der wegen Achsbruch bei der letzten Tour lahmgelegt war und auf dem Gelände eines für indische Verhältnisse komfortablen Hotels stand. Als wir unseren Schlafanhänger zum ersten Mal sahen, sank uns aber doch das Herz in die Hose. Soooo eng hatten wir uns das nun doch nicht vorgestellt, dann schien der Name "Schneewittchensarg" ja doch zu stimmen! Du liebe Güte, es gab 6 Kabinen für Ehepaare, die jeweils 1 m breit und ca. 70 cm hoch waren, davon immer drei übereinander. Wer im unteren hauste - wie wir - mußte abends einen Hechtsprung in seine Koje machen und morgens mit eingezogenem Kopf langsam nach vorne robben und dabei noch aufpassen, daß ihm keiner von oben auf den Kopf oder die Füße trat. Na, das konnte ja heiter werden. Allerdings hatte jedes Kabinchen am Kopfende ein Fensterchen, das sich sogar öffnen ließ, und davor hing ein mehr oder weniger funktionsfähiges Moskitonetz. Das untere Ende der Kabinen ist offen, davor hängt nur ein loser Vorhang. Außer den 6 Doppelkabinen gibt es noch 28 Einzelkabinen in dem rollenden Hotel (oder auch Mumiensarg genannt, weil soviele alte Leute mitfahren). Na, jedenfalls kann man in dieser Art Hotel nicht behaupten, daß man alleingelassen wird und keinen Kontakt bekommt.

Nachdem wir uns also vom ersten Schrecken erholt hatten, bekamen wir unsere Koffer, die wir auf dem freien Platz vor dem Hotel öffneten und erstmal luftige Klamotten für die nächsten Tage und anderes nötige Zubehör rausholten. Die Inder, die ringsherum im Freien geschlafen hatten, wurden langsam wach und schauten uns interessiert zu. Sie wuschen sich an einem Wasserhahn im Freien und schienen keineswegs unglücklich darüber, daß sie kein Dach über dem Kopf hatten. So unverständlich uns das in diesem Moment war, so gut verstanden wir sie kurze Zeit später, als wir die erste Rotel-Nacht in indischer Hitze hinter uns hatten.

Unsere Veronika hatte für die Damen und die Herren je zwei Zimmer im Hotel reserviert, so daß wir dort Gelegenheit zum waschen und eine Toilette hatten, was in Indien ja keineswegs selbstverständlich ist, denn die durchschnittlichen indischen Haushalte (so kann man die indischen Verhältnisse eigentlich nicht nennen) haben keine Toilette und kein fliessendes Wasser, sondern erledigen ihre "Geschäfte" größerer wie kleinerer Art einfach im Freien an der Straße oder hinter einem Busch, sofern denn einer vorhanden ist.

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Unsere Gruppe sammelte sich dann zum ersten Frühstück à la Rotel, und wir als blutige Anfänger und Rotel-Neulinge mußten uns erst mal alles erklären lassen. Von den 40 Teilnehmern waren nur ganz wenige zum ersten Mal dabei, und die meisten fanden es ganz schön mutig, gleich beim ersten Mal gerade nach Indien zu fahren. Wir hatten ja keine Ahnung, auf was wir uns eingelassen hatten. Eine ganze Reihe von Leuten hatte schon 5 bis 10 Rotel-Reisen hinter sich, manche noch mehr. Da alle sagten, sie würden jederzeit wieder mit dem "Sarg" fahren, konnte das ja wohl nicht so schlimm sein, wie es uns im Moment vorkam.