Nach 2 ½ stündigem Flug stellten wir die Uhr um 2 Stunden weiter und landeten dann in Moskau, wo wir zu unserer Freude für eine Stunde aussteigen konnten. Der Flughafen empfing uns mit einem bunten Völkergemisch und großer Schwüle bei 26°, aber wir waren trotzdem froh, uns die Beine vertreten und die vielen Geschäfte anschauen zu können, die alles präsentierten, was in jedem großen Flughafen zu finden ist wie Alkoholika, teure Parfums, Edelklamotten, aber auch Spezialitäten des Landes wie hier die Matrioschkas in vielfältigsten Varianten. Das sind die Püppchen in der Puppe, bis zu 20 immer kleiner werdende, hohle Holzpüppchen verbergen sich in dem jeweils nächsten. Und natürlich fanden wir hier den berühmten russischen Bären in allen Variationen vor. Mit meiner Sitznachbarin Elisabeth, die ebenfalls an der Rotelreise teilnahm, unterhielt ich mich über dies und das, als sich ein junger Mongole in unsere Unterhaltung einschaltete. Wir waren baff erstaunt über sein gutes Deutsch, und es stellte sich heraus, daß er in Dresden Betriebswirtschaft studiert. Er brachte uns die ersten und wichtigsten mongolischen Worte bei, nämlich „Guten Tag" und „Dankeschön", die für uns erst einmal schier unaussprechlich waren, die wir dann im Laufe der Zeit aber doch noch lernten.

Unser Flug folgte der Route Jekaterinburg, Nowosibirsk, Irkutsk. Die Sonne ging gar nicht richtig unter, und um 2.00 Uhr nachts begrüßte uns der neue Tag mit grellem Sonnenschein. Obwohl ich sehr müde war, konnte ich nicht einschlafen und nicht aufhören, alles um mich herum zu beobachten. Schließlich stellten wir die Uhr um 5 Stunden weiter (insgesamt + 7 Stunden Zeitverschiebung) und landeten dann am Dienstagmorgen, 17.7., um 8.40 Uhr in Ulan Bator, das uns mit leichtem Regen und grauem Himmel bei 16° empfing. Wo war der „ewig blaue Himmel" der Mongolei?

 

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Wir nahmen die uns zugeteilten Sitzplätze ein. Ich saß auf der letzten Bank zwischen drei Männern. Links neben mir am Fenster saß Martin jr., der mit 19 Jahren der jüngste der Truppe war und diese Reise bei einer Wette mit seiner Mutter gewonnen hatte. Er war wohl ein sehr mässiger Schüler gewesen und sein Abitur hatte in Frage gestanden. Gleichzeitig hatte er seit Jahren von der Mongolei geträumt. Nun hatte seine kluge Mutter mit ihm gewettet, daß er das Abi nicht schaffen würde und wenn doch, würde sie ihm diese Reise schenken. Martin schaffte das Abi nicht nur gerade eben, sondern mit Supernoten, und so kam Martin also zu dieser Reise. Rechts neben mir saßen zwei große, gestandene Männer im Rentenalter, wobei mir mein nächster Sitznachbar Klaus nicht gerade sympathisch war, er schien mir eher zum Fürchten. Das gab sich allerdings im Laufe der nächsten Tage, und er hat sich redlich bemüht, nett und zuvorkommend zu mir zu sein. Günter am Fenster war da wesentlich aufgeschlossener und humorvoller, aber da es keine Platzwechsel gab, herrschte auf unserer letzten Bank meist das große Schweigen, denn auch Martin war anfangs nicht gerade redselig. Dazu kam, daß er nur breitestes Schwäbisch sprach, das ich kaum verstand und dauernd nachfragen mußte. Die älteste Reiseteilnehmerin war Hilda aus Wien mit 80 Jahren. Sie war eine sehr bemerkenswerte Persönlichkeit, voll trockenem Humor und Witz und geistig hellwach. Unentwegt schrieb sie ihren Reisebericht in Steno und skizzierte laufend die Landschaften oder was ihr sonstwie festhaltenswert erschien. Wir haben sie alle sehr schätzen gelernt, und mit ihrem Abschiedsgedicht am Ende der Reise, mit dem sie sowohl die Reise als auch die Teilnehmer sehr treffend skizzierte, wird sie uns allen unvergeßlich bleiben.