Wir knobeln wieder, wer welchen Hügel als WC und Waschraum zugeteilt bekommt, und dann sieht man jeden mit seinem Wasserkanister in Richtung Hügel davonlaufen.

Der nächste Morgen ist wiederum schön und sonnig, und ich sitze wieder bei Lothar vorne am Fenster, als wir durch eine interessante Landschaft mit dunklen Kegelbergen fahren. Nach drei Stunden kommen wir endlich zum großen Erdsteine-Nationalpark, in dem wir herrliche Granitformationen vorfinden, die der Phantasie keine Grenzen setzen. Viele Steine sehen aus wie Tierköpfe. Wir laufen und klettern in dieser tollen Szenerie herum, und dann verlaufe ich mich doch tatsächlich in diesem Gewirr von Felsen und Seitentälern. Gerade noch rechtzeitig komme ich zum Bus zurück. Kaum haben wir den Nationalpark verlassen, hat uns die flache, heiße Steppe wieder. Hier wird es wieder grüner, und zum ersten Mal sehen wir auch hohe Gräser. Das Land duftet wieder phantastisch nach Wermut. Wir haben die unwirtliche Wüste fast hinter uns gelassen und fahren nun nach Mandalgow, um Wasser zu tanken und unsere Kanister und Flaschen zu füllen. Ein Mann in einem Bretterhäuschen pumpt von Hand mühsam Wasserschwall um Wasserschwall nach oben, und wir leiten das Wasser in einen Kanister, der dann etliche Male in unseren großen Küchentank umgeleert wird, dann sind wir mit unseren Gefäßen dran. Wenn man das nicht selbst erlebt hat, kann man es kaum glauben.

 

Sobald wir diese Schlucht verlassen, empfängt uns die gnadenlose Wüste wieder. Wir durchfahren schaukelnd und holpernd zahllose Wadis und werden übel durchgerüttelt. Im Bus sind es 33°, aber draußen haut einen die Hitze fast um. Dicke Wolken ziehen auf, und man sieht, daß in einiger Entfernung ein schwerer Regen runtergeht, den die Wüste dringend braucht. Auch wir bekommen ein paar Tropfen ab. Am Anfang der Berge zur Geierschlucht sitzen tatsächlich etliche Geier auf den Bergkuppen und halten Ausschau nach lebensmüden Rotelisten, aber wir halten wacker durch. Plötzlich wird es kühl und windig, und wir befinden uns in einer Art Mondlandschaft, in der allem zum Trotz noch winzige Hauswurze wachsen. Dann dürfen wir endlich raus und laufen in die immer enger werdende Schlucht hinein, die von einem Bachlauf durchzogen wird. Zahllose hasenfarbige Wildhamster flitzen um uns herum und pfeifen. Bis auf zwei Meter lassen sie uns herankommen. Witzig sehen die kleinen Gesellen aus, denen wir spaßeshalber den Namen „Gemeiner Gobi-Fettschwanz-Hamster" geben.