Ich habe sehr gut geschlafen und ein herrliches Frühstückbüffet genossen. Auf dem Sonnendeck finde ich ein windgeschütztes Plätzchen in der Sonne und schaue stundenlang auf die estnische Küste und die vielen Inseln und Inselchen, an denen wir entlangfahren. Gegen 11.00 Uhr legen wir in Tallinn, der Hauptstadt Estlands, an. Der Anblick dieser großen schönen Stadt ist umwerfend. Vor allem die russisch-orthodoxe Alexander-Newski-Kathedrale mit ihren diversen Zwiebeltürmen fasziniert mich. Als die Finnjet steht, scheint die Sonne enorm heiß, aber als wir nach kurzem Halt wieder auf See sind, läßt mich der Fahrtwind wieder ein geschütztes Plätzchen suchen. Bis Helsinki dauert es noch knapp 3 Stunden, die Einfahrt durch die Schären (kleine Felserhebungen und Inselchen) und die Ansicht von Helsinki bei strahlender Sonne ist wunderschön. Über allem thront die mächtige Kathedrale der Stadt. Helsinki ist die Hauptstadt Finnlands und hat 500.000 Einwohner. Das ganze Land hat nur 5 Mio Einwohner und ist daher mit einer Fläche fast so groß wie Deutschland sehr dünn besiedelt. Offizielle Sprachen sind finnisch und schwedisch, und alle Straßenschilder sind zweisprachig. Finnisch ist für uns total exotisch und völlig unverständlich, aber vom Schwedischen können wir doch einiges ableiten und verstehen.

Unsere finnische Stadtführerin Christina begleitet unsere Stadtrundfahrt. Wir bummeln über den Markt am Hafen und lassen uns dann die Schönheiten der Stadt zeigen. Christina wies auf ein Altersheim hin und nannte es Altertumshaus, was wir sehr witzig fanden. Bis vor drei Tagen hat es hier ständig geregnet, und die Menschen sind ziemlich blaß. Es gibt viele Grünanlagen und Parks in der gepflegten Stadt, aber keine Hochhäuser. In einer großen Werft wird derzeit an einem riesigen Kreuzfahrtschiff für die USA gebaut, es sieht gigantisch aus. Insgesamt macht Helsinki einen sehr gemütlichen, sauberen Eindruck.

 

Unser Hotel liegt mitten im Zentrum, so daß wir nach dem Abendessen noch viele Möglichkeiten zum Bummeln haben. Wie in allen großen Städten gibt es auch hier eine große Fußgängerzone mit feinen Läden und Boutiquen und natürlich jeder Menge Straßencafès und Restaurants. Da es noch lange hell ist, laufe ich erst noch einmal zum Hafen, um die 6 Eisbrecher zu bestaunen, die hier auf den nächsten Winter warten. Es sind enorme Schiffe. Viele Boote dümpeln in der Abendsonne vor sich hin, große Möwen streiten um Futter, und es duftet wunderbar nach Meer. Danach bummele ich am Ufer entlang und komme schließlich wieder an den Marktplatz, schlecke ein Eis, sitze in einem großen Park, der vor flanierenden Menschen nur so wimmelt, schaue in dem einen und anderen Straßenlokal vorbei, höre den Musikgruppen zu, die überall für Lautstärke sorgen und schlendere schließlich wieder zurück zum Hotel und ins Bett.

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Am nächsten Morgen starten wir nach dem Frühstück in Richtung Osten zur russischen Grenze mit dem Tagesziel St. Petersburg, das ca. 380 km entfernt ist. Brigitte informiert uns über die russischen Verhältnisse, über die allgegenwärtige Mafia und daß ohne Geld in Russland nichts geht. Die Russen seien stur und unflexibel und nicht gerade mit Freundlichkeit gesegnet, weil sie das nie gelernt haben. Das konnten wir später nur bestätigen.

 

Nachdem wir Helsinki hinter uns gelassen hatten, fuhren wir durch Birken- und Kiefernwälder, an großen Äckern und Wiesen vorbei. Hier blüht gerade erst der Raps, und die Getreidefelder sind noch ganz grün, die Natur ist 6-8 Wochen später dran als bei uns, holt dies aber durch das viel längere Tageslicht bald auf. Überall rechts und links der Straße sind hohe Elchzäune angebracht, und es gibt auch Elchtunnel, damit die Tiere von einem Gebiet ins andere wechseln können, ohne den Autos in die Quere zu kommen. Leider sind die Elche scheu, so daß wir keinen zu Gesicht bekamen. Brigitte informiert uns über Finnland, seine Menschen und Tiere und die Natur. Es gibt hier lange, kalte Winter und kurze, helle Sommer. Im Norden des Landes (Lappland) gibt es viele Rentiere, auch Bären und Wölfe. Es gibt soviel Wald, daß auf jeden Bewohner 7 Hektar kommen. Und es gibt zigtausende kleinerer und grösserer Seen und weithin unberührtes Land.