Italien-Reisebericht:  
Mit dem »Kübelwagen« in die malerische Toskana

Irgendwann wollen wir den vor uns rollenden Lastzug ja auch mal überholen. Gar nicht so einfach. Wir haben nur schlappe 48 PS unter der Haube. Na ja, so ganz richtig ist das auch nicht, denn unter unserer Haube befindet sich zunächst einmal das ziemlich sperrige Reser­verad und kleines Gepäck.

Die 48 PS nageln treu und brav unter der winzigen Motorklappe im Heck unseres postgelben Fahrzeuges. Ja, genau treu und brav! Wir fahren schließlich einen nahen Ver­wandten des alten Käfers. Und der läuft und läuft und läuft ... Nur eben nicht so schnell, dass wir die modernen flotten Lastzüge mit ihrem 400 Diesel-PS so eben mal überholen können.

Wir reisen, recht ungewöhnlich, mit einem VW-Kübel vom Typ 181. Natürlich haben wir jetzt bei Sonnenschein das Verdeck herunter geklappt und lassen uns den Fahrt­wind bei flotten 100 Stundenkilometern um die Ohren flattern.

Noch sind wir auf der bundesdeutschen Auto­bahn Richtung Schweiz. Von hier wollen wir nach Italien und an der Riviera-Küste entlang in die malerische Toskana.

Sämtliche Pkw-Fahrer, die uns und den Lastzug vor sich auftauchen sehen, ziehen schon lange vorher nach links, um uns schleunigst zu überholen. Kaum eine Chance für uns, die Spur zu wechseln.

Jetzt ist von hinten ausnahmsweise mal alles frei. Wir überholen. Das VW-Motörchen übertrifft sich selbst. Langsam schieben wir uns an dem Sattelschlepper vorbei. Der ist mit etwas mehr als 100 Sachen unterwegs. Oder haben Sie schon mal einen Lkw auf deutschen Autobahnen mit den vorgeschrie­benen 80 Sachen dahin schleichen sehen? Wir sind schon fast vorbei, als wir plötzlich von einem Porsche in der 3. Reihe überholt wer­den. Nur leider, eine 3. Spur gibt es hier nicht. Im Abstand von nur wenigen Zentimetern rast der Sportwagen an uns vor­bei. Seine linken Räder benutzen dafür den begrünten Mittelstreifen. Das schnelle Fahr­zeug schlingert etwas, der Porschefahrer grüßt uns noch flott mit hochgerecktem Mit­telfinger und ist Augenblicke später am Horizont nur noch als immer kleiner werden­der Punkt zu erkennen.

Luxus muss sein

Nachdem sich unser braver Kübel über eine ganze Reihe steiler Pässe in der Westschweiz gequält hat, erreichen wir 2 Tage später die frühlingshafte italienische Blumenriviera.  Rechts und links der Pässe lag noch Schnee. Hier  hingegen  blüht  und grünt es  bereits  in

 

den schönsten  Farben. Stets  rechts  von   uns das blaue Meer und links die Hügel und Berge mit alten Olivenbäumen und lichten Pinienhainen. Vorbei an malerischen alten Städtchen, wie San Remo, Alassio und Laiguéglia.

Gegen Abend murmelt meine beste Frau etwas von einer Hotelzwischen­übernachtung in einem der netten Hotels hier an der Küste. Da mir die Übernachtungsprei­se jedoch überhaupt nicht nett erscheinen, freue ich mich über ein Schild, das den Weg zu einem Campingplatz ausweist. „Wir haben doch noch nicht mal ein Zelt dabei!“ Der von meiner besseren Hälfte vorgebrachte Einwurf tangierte mich kaum. Man kann ja dort nach einem freien Bungalow oder Mietwohnwagen fragen.

Die Piste führte uns immer weiter ins Hinterland. Hinauf in die Berge. Es wird be­­reits dunkel. Endlich erreichen wir das kleine Camp. "No Signore, Hütten oder Mietwohn­wagen haben wir nicht“. Enttäuscht will ich schon abfahren. „Wir haben da noch einen alten, verlassenen Wohnwagen ganz hinten am Platz“. Der wäre ganz billig. Wir kämpfen uns durch die Brennnesseln. Richtig, da steht das hübsche Wägelchen. Ein bisschen einge­wachsen vielleicht. Aber frische Luft gibt es dort drinnen. Die meisten Fensterscheiben fehlen. Mit ein wenig Geschick bekommt man sogar die Tür zu, die nur noch in einer Angel hängt. Die andere wurde wohl ein Opfer der Korrosion. Mein Weib ist entsetzt. „Auf die­se schmutzige Matratze lege ich mich nicht!“ Im Auto finde ich ein Stück Markisenplane. Da­mit abgedeckt sieht das Lager schon fast wohnlich aus. „Ich ziehe mich aber nicht aus“, bekomme ich als Antwort auf meine raumausstatterische Betätigung. Es ist ja nur für eine Nacht und sooo billig!