Eine echte Gipfelbesteigung mündet letztendlich immer in unmittelbarer Nähe des Gipfelkreuzes. Hier ist man, egal auf welchem Berg, am Ende der Welt angekommen und das merkt man an seinen Gefühlen. Die wundersam, ruhige Welt da unten, das endlos wirkende Gipfelpanorama und die trotz allem gewaltigen Eispanzer, der leider dahinsiechenden Gletschermassen, lassen eine euphorisch, melancholische Stimmung aufsteigen, die ihresgleichen sucht. Gegen Ende einer Tagesetappe ist es immer wieder schön, das Ziel, die Hütte zu sehen, auch wenn es dann manchmal noch ein weiter Weg bis dahin ist. Die Nürnberger Hütte fügt sich mit ihrem Naturstein, auf harmonische Weise, in das Gesamtbild der Berge ein. Am folgenden Morgen wurden wir nicht gerade von der Sonne geweckt. Wir hatten wieder mal Neuschnee, die Tische und Bänke auf der Sonnenterrasse trugen einen ca. 20 cm hohen Schneemantel. Ein weihnachtliches Gefühl machte sich breit, und das im Juli. Einige der Wanderer entschlossen sich bei diesem Wetter ihre Tour abzubrechen, und den Weg hinab ins Tal zu nehmen.

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Wir wollten uns nicht vom geplanten Verlauf der Route abbringen lassen und entschieden, die Kraxeltour fortzusetzen. Innerhalb kürzester Zeit waren unsere Hüte und Rucksäcke mit einer Schneeschicht bedeckt. Es war gut packender Schnee, ich dachte noch unter anderen Bedingungen das ideale Wurfmaterial zur Durchführung einer tollen Schnee­ballschlacht. Man war froh, manchmal eine nicht zugeschneite Wegmarkierung zu finden, die einem wenigstens das Gefühl der Sicherheit gab, noch richtig zu sein. Immer wieder ver­suchten wir markante Felsbrocken vom Schnee zu befreien, um evtl. darunter liegende Mar­kierungen zu finden. Ein paar Mal mussten wir umkehren, bis zur letzten ausfindig gemachten Markierung, um von dort eine andere Richtung einzuschlagen, dann, wenn einem der einge­schlagene Weg geographisch gesehen einen Strich durch die Rechnung machte und es nicht weiter ging. Es war schon ein psychisch und physisch anstrengender Weg. Einerseits war stets das Problem „Weg“ zu meistern, wo geht es lang. Andererseits das Klettern durch  mittlerweile ca. 30 cm Neuschnee, plus den versteckten Altschneefeldern, in denen die  halben Beine versanken.