Das noch in der schwedischen Taiga liegende Gebiet, das 493 km2 groß ist, wurde Land- und Forstwirtschaftlich nie genutzt und 1942 zum Nationalpark erklärt. Wie die noch junge Diszi-plin der Brandökologie feststellte, suchen im Rhythmus von 80-90 Jahren Waldbrände diese Urwaldgebiete heim und fördern im Anschluss eine Erneuerung der Wälder. Wir finden immer noch Spuren des letzten Brandes von 1933. Insgesamt sind 47 Brandereignisse im Gebiet nachgewiesen. Mit seinen Wäldern, kaum begehbaren Strangmooren, Seen mit brütenden Sing-schwänen und den besonderen Kursu-Schluchten, die in der Eiszeit entstanden, stellt das Areal das größte Urwaldgebiet Schwedens dar.
Unser erster Ausflug führt uns zu den Muddus-Wasserfällen, die in zwei mächtigen Kaskaden 42m in die insgesamt 100m tiefe und düstere Schlucht stürzen. Ein bunter Regenbogen leuchtet in der Gischt. Unterwegs beobachten wir ein balzendes Paar Birkenzeisige und sehen, wie das Männchen als Brautge-schenk eine rote Heidelbeerblüte an das Weibchen überreicht. Ein sehr anrührender Moment. Die schneeweißen Blüten der Moltebeeren leuchten im Gegenlicht aus den Torfmoospolstern und das tiefstehende Abendlicht lässt die Borke der alten Schwarzkiefern kupfern schimmern. Und über allem die so beruhigende Stille der nordischen Wälder.
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Am nächsten Tag möchte ich, durch das Literaturstudium im Sami-Museum heiß geworden, unbedingt die nur hier im Norden blühende Norne oder Purpurglanzhaube, mit wissen-schaftlichem Namen Calypso bulbosa finden. Da wir bereits
den 25. Juni schreiben, stehen die Chancen eines Fundes dieser Orchidee nicht besonders gut. Alex sagt ab, aber Horst begleitet mich und so wandern wir am Morgen ins Ungewisse los. Bei Traumwetter überqueren wir auf der Hängebrücke den schäumenden Muddusälven und wandern durch herrlichen Blockwald in die Wildnis. Meine Augen sind ständig am Boden, um die teils nur 8 cm hohe Pflanze mit nur einer Blüte nicht zu übersehen. Horst hat natürlich seinen Blick wieder in den Baumkronen und entdeckt ein Paar der hier seltenen Wald-ammern. Schwedischer Hartriegel, Arktische Brombeere, Katzenpfötchen und Trollblumen stehen in voller Blüte und Kraniche rufen.
Und da stehen plötzlich 2 verwelkte Calypso-Pflänzchen am Wegrand unter einer Fichte. Panik macht sich bei mir breit; ich bin zu spät gekommen. Aber bei gemeinsamer Nachsuche finden wir insgesamt 57 Exemplare, von denen die meisten noch voll in Blüte stehen. Sogar Horst fotografiert mal eine Blume. Zurück auf dem Wanderparkplatz erzählt uns Alex von einer Calypso, die er auf einem Wildwechsel entdeckte und wir sehen sofort nach. In dichtem Fichtenwald zwischen Moos gut versteckt finden wir weitere 18 Orchideen, der Abstecher hierher hat sich also gelohnt.