Abends lagern wir bereits auf einer Parkbucht am Idijärvi. Es ist nicht immer leicht, einen Stellplatz für 2 Fahrzeuge gleichzeitig zu finden und wir sind ja auch sehr wählerisch. Allerdings ist es jetzt rund um die Uhr hell und es besteht keine Eile. Um 0.10 Uhr kriechen wir unter dem wunderschönen Trillern der balzenden Regenbrachvögel über den Wiesen am See in die Schlafsäcke und um 0.30 Uhr steigt im Norden bereits wieder die Sonne.
Nach einem mehrtägigen Abstecher in die nordwestlichste Ecke Finnlands am Kilpisjärvi mit Besuch des Mallas Natio-nalparks und einer Besteigung des Saana um „Mitternacht“, einem den Samen heiliger Berg, machen wir uns wieder nach Süden auf, um den Abisko Nationalpark zu besuchen. Dafür lassen wir uns via Kiruna fast zwei Tage Zeit. Die Straße ver-läuft teils parallel zur Erzbahn nach Narvik und fast jede Stunde quält sich ein meist aus 42 Waggons bestehender Zug mit Eisenerz beladen über die Berge zum norwegischen Hafen.
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Nach einem 1909 verabschiedeten Gesetzesbeschluss wur-den 1910 in Schweden 9 Nationalparks eingerichtet. Darunter auch der 77 km2 große Abisko NP., der somit auch einer der ältesten Parks in Europa ist. Wir finden ausgedehnte Park- und Stellplätze vor und ein sogenannter Naturrum informiert hervor-ragend über die Pflanzen- und Tierwelt, sowie die Geologie des Gebietes. Kaum angekommen betreten wir den Nationalpark bei sonnigem Wetter durch das Holztor. Hier beginnt der berühmte und fast 450 km lange Kungsleden (Königsweg) und dementsprechend viele Schweden mit riesigen Rucksäcken und erwartungsvollen Gesichtern machen sich auf den Weg, der 14 km innerhalb des Parks verläuft. Wir suchen den Mini-Canyon des Abiskobaches auf, der das Gebiet durchfließt und in den großen Torneträsk-See mündet. An den 20 m hohen Felswänden finden sich tolle geologische Schichtungen aus Schiefer und den hellen Dolomitzonen, die früher z.T. als Lappland-Marmor abgebaut wurden. Das kalkhaltige Gestein begünstigt eine reiche Pflanzenwelt und wir haben viel zu foto-grafieren. Gabelförmige Nelke, die wunderschöne Lappland-Alpenrose und andere Raritäten warten auf uns.
Die nächsten Tage durchwandern wir das Gebiet, liegen für Blaukehlchenfotos auf der Lauer, genießen den Blick auf das Trogtal von Lapporten, dem Tor zu Lappland, das in keinem Bildband fehlen darf. Wir beobachten Prachttaucher auf den kleinen Seen, Rentiere, Rotdrosseln und Wasseramseln. Eine Besteigung des Njulla, einem Aussichtsberg, auf den sogar eine Seilbahn führt, brechen wir auf halber Höhe wegen strö-mendem Regen ab, da das Gebiet doch zu den regenärmsten in Schweden gehört. Auch schmolz heuer der Schnee gerade erst weg und es ist für die nur hier blühende Stumpfblättrige Waldhyazinthe noch zu früh, der wohl seltensten Orchidee Eu-ropas. Vom Wanderlaubsänger hören wir nichts, aber Sing-drosseln finden sich sehr zahlreich in den Birkenwäldern.
Bevor wir in südliche Richtung weiter fahren, besuchen wir noch das Wohnhaus nebst Verkaufsladen von Sven Hörnell in Riksgränsen, inzwischen ein vielbesuchtes Skiegebiet. Sven, der berühmte Gebirgsjäger, Buschpilot und Fotograf ist leider im Oktober vor zwei Jahren verstorben, so bleiben mir nur seine Bücher. Am Rückweg kämpfe ich mich durch das Dickicht am Westufer des Torneträsk und bekomme mein besonderes Foto vom Tor zu Lappland. Der See im Vordergrund mit einer Welle, die der Sturm an einem Felsen bricht. So habe ich das berühm-te Motiv noch nicht gesehen.