Ich bin gläubiger geworden und war auf dem Weg wahrscheinlich öfter in Kirchen als in meinem gesamten bisherigen Leben, um um Kraft, Mut und Selbstvertrauen zu bitten.

Ich wurde reich beschenkt mit einem Wanderstock, einem Paradiesvogel, einer Jakobsmuschel, einem Amulett, einer Muschelkette, zwei T-Shirts und einem Buch, sowie mit den Begegnungen und den immer wieder wundervollen, stärkenden Gesten anderer Pilger oder Menschen auf dem Weg.

{{g_ads}}

Ich verlor den Weg und fand ihn wieder und kenne dadurch und durch den Camino jetzt die Bedeutung des Spruches:

‘Der Weg durch die Wüste ist kein Umweg. Wer nie den Weg verlor, weiß den Wegweiser nicht zu schätzen. Wer nie die Leere erlitt, weiß die Fülle nicht zu würdigen.’

Ich bin in stundenlangem Dauerregen und bei gnadenloser Hitze gelaufen, durch hässliche Vor- und Großstädte und bezaubernde Dörfer.

Ich bin gestolpert und umgeknickt, aber wieder aufgestanden, wurde beinahe Opfer eines Steinschlags und habe gezittert vor Kälte.

Ich habe Selbstgespräche geführt und mit dem Weg geredet, ihn sogar manchmal angeschrien und fast den Verstand verloren.

Ich habe noch nie in meinem Leben soviel gegessen, was ich wollte und wann ich wollte und trotzdem noch 10kg abgenommen.

Ich habe zum ersten Mal erlebt, wie sich das Verlangen meines Körpers auf das absolut wesentliche, nämlich essen, trinken und ausruhen reduziert hat und dass scheinbar selbstverständliche Dinge eben, und erst recht auf diesem Weg, nicht selbstverständlich sind, wie zum Beispiel ein warmes Essen oder eine heiße Dusche.