Nach dem letzten gegenseitigen Check geht nun endlich los. Die schweren Flaschen rubbeln schön auf unseren Sonnenbrand auf den Weg runter zum Strand. Sobald wir im Wasser sind legt sich die anfängliche Aufregung von Kerstin. Unweit vom Strand in 7 Meter Tiefe bei guter Sicht wiederholen wir die Übungen vom Pool. Um uns herum sind neugierige Fische in allen Farben.  Ich habe schon ein paar Schnuppertauchgänge in Cuba und Mexiko unternommen, bin aber spontan begeistert von der Artenvielzahl die ich in so kurzer Zeit erblicke. Mit einem Mal klebt sich eine Mini Oktopus an meinem linken Unterarm. Er ist so winzig und verletzlich, dass ich nicht gleich weiß wie ich reagieren soll. Vorsichtig fasse ich mit dem rechten Zeigefinger unter dem Baby Oktopus, wo er sich gleich festsaugt. Er ist nicht viel länger als mein Zeigefinger lang ist. Der Kopf der nicht kaum größer als meine Daumen Kuppe ist schaut mich an. Es ist ein schwer zu beschreibendes Gefühl was mich in diesem Augenblich durchströmt. Irgendwie hatte ich die Empfindung, er weiß das er mir vertrauen kann und ich ihm nichts tun werde. Unbeschreibbar dieser Moment als in ich ihm direkt in die kleinen Äugelein sah. Ganz langsam schwamm ich zum nächsten kleinen Korallenfeld, das unweit von uns war. Irgendwie gefiel dem kleine Kerl wohl mein warmer Finger, denn nur ungern wollte er wieder abgesetzt werden. Was für ein Erlebnis. Kerstin hatte alles mit angesehen und war natürlich genauso fasziniert von dem Ereignis wie ich. Seit dieser Begegnung werde ich nie wieder Oktopus essen. Das ist ab jetzt unmöglich. Was für ein erster Tauchgang. Kerstin hat bei diesem Tauchgang alles sehr gut gemacht und sie ist zufrieden mit sich selbst. Alles wurde wieder zur Tauchschule gebracht und gesäubert. Wir bekommen ein paar Tauchbücher, in denen wir unseren Tauchgang und alle weiteren Tauchgänge dokumentieren werden. Der Nachmittag ist frei ohne weitere Tauchlektionen, was wir gerne annehmen. Die Zeit nutzen wir, indem wir faul unter einem Palmenschirm am Strand liegen. Wir schauen stundenlang aufs Wasser, mit dem Wunsch eventuell heute einen Wal zu sehen. Im Reiseführer ist ein dicker Brocken Geschichte enthalten, Contadora lesen wir heraus, bedeutet im spanischen so viel wie Buchhalter - Isla Contadora, die Buchhalterinsel. 350 Jahre lang bis ca. 1945 wurde hier im Archipel professionell nach Perlen getaucht, daher nennt man auch dass Archipel die Perleninseln. Die Insel Contadora wurde als Anlaufpunkt aller Perlentaucher genutzt, hier wurden alle Perlen nach Größe und Qualität sortiert und letztlich ihr Wert ermittelt, um gut verpackt nach Panama gebracht zu werden für ihren Weg in die Alte Welt.

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Piraten sind tatsächlich in dieser Gegend gewesen, um die voll beladenen Karavanen von Peru und Ecuador kommend zu überfallen. Man schätzt, dass bis zu 60 Schiffswracks noch im Golf von Panama liegen. Doch diese zu finden ist sehr schwer. Nach all den Jahrhunderten haben Ebbe und Flut die Holzwracks auseinandergerissen und mit meterdickem Sand begraben. Jedes Jahr kommen Forschungsschiffe und Schatzsucher in der Hoffnung in den Golf, um in den Perleninseln eines der teilweise noch mit Gold beladenen Schiffe zu finden. Nicht nur wegen der Piraten, sondern auch durch Stürme erreichten viele Schiffe samt Besatzung nie wieder ihren Heimathafen. Um 1570 herum ist der legendäre englische Pirat Francis Drake der Schrecken an der Pazifikküste zwischen Panama und Ecuador, wo er die Spanische Krone um die von den Indios geraubten Schätzen erleichtert. 100 Jahre später macht sich Kapitän Morgan einen Namen in den Geschichtsbüchern, indem er das Alte Panama City überfällt, ausraubt und niederbrennt.