Gismo sitzt völlig stoned auf der Ladeklappe unseres Gefährts. Er hat Schluckauf vom Gintrinken oder Marihuana Rauchen. Ich habe ihm ein Tuch von mir gegeben, das, weil viel zu klein, nur dürftig sein Gesicht verhüllt. Er sitzt mitten in der Staubwolke, seine Augen fallen ihm immer wieder zu oder bleiben manchmal auch geschlossen. Immer wieder sackt er in sich zusammen. Er dümpelt irgendwo in ganz anderen Welten herumherum, bekommt anscheinend gar nichts mehr mit. Ich mache mir Sorgen, dass er bei der halsbrecherischen Fahrt einfach vom Auto kippt.
 
Für Anneke ist das alles zuviel. Sie sitzt an einem denkbar schlechten Platz, an der Nahtstelle, da wo zwei Holzbretter der Sitzbank aneinander stoßen. Ihr wird schlecht und sie fängt zu heulen an. Schließlich darf sie nach vorne in die Fahrerkabine, dort, wo die besseren Plätze sind und wo außer dem Fahrer nur ein wie es heißt reicher Mann sitzt. Oben auf dem Dach sitzt der Navigator, der, wenn der Fahrer falsch fährt oder sonst irgendetwas beachten soll, was der Späher von seinem Ausguck aus sieht, auf das Dach klopft und sich so mit dem Fahrer verständigt.
 
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Wir machen manchmal Halt, wenn der Wagen im Sand feststeckt oder wenn die Muselmänner beten wollen. Einmal durchqueren wir einen kniehohen Fluss und alle Passagiere müssen aussteigen. Einmal wird ein Reifen gewechselt und ich nehme währenddessen eine Abkühlung im Niger, an dessen linken Ufer wir nordwärts fahren. Ich stakse mit bis zu den Knien aufgerollten Hosenbeinen durch den sanften, warmen Fluss; über mir der noch blasse Vollmond. In der letzten Stadt, in der wir Pause machen, in Ali Farka Tourés Stadt, lege ich mich auf mein blaues Turbantuch in den Sand und schlafe auf der Stelle ein.
 
Gegen 1.00 Uhr kommen wir im nächtlichen Timbouktou an. Jetzt steht der Vollmond groß und hell am Himmel. Timbouktou ist eine große Stadt, immer noch, das ist der erste Eindruck, auch wenn alle Straßen aus Sand bestehen. Aber sie sind breit und auch die Häuser sind größer und anders als in Mopti. Ich gehe barfuß durch den wunderbar weiches Sand bis zu unserer Unterkunft. Timbouktou, das wir nach anstrengender, zehnstündiger Fahrt erreichen und in dessen Norden sich die schiere Wüste anschließt, das einst, kaum vorstellbar, die bedeutendste naturwissenschaftliche Universität Nordafrikas besaß, Timbouktou, dessen ehemaliger Reichtum und dessen Gold legendär sind. Hier kommen immer noch die Karawanen aus der Wüste an, hierher bringen sie immer noch das Salz in großen Blöcken aus der Teneré.