Manches an diesem Abend erinnert an den Süden Tunesiens, aber hier schwirrt die Luft von Leben, von Musik. Hier gibt es nicht die Verlassenheit, die über jenen Städten liegt, die man dort zuweilen auf den Straßen spürt. Hier ist alles lebendiger, voller, vitaler, trotz der „katastrophalen Zustände“ würde das westeuropäische Auge sagen, oder besser die westeuropäische Stimme. Hier, sagt Hassan deux mit seiner maliesischen Stimme, „Hier ist das Paradies“. Dabei nuckelt er Rotwein aus einem Plastiktütchen. Und dann stellt er sich näher vor, er kennt Manu seit 20 Jahren, er sei sein Bruder, und mit Manu habe ich einen sehr kompetenten Guide bekommen, der kenne viel und wisse viel und habe ein gutes Herz. Er selbst habe in Tunis Jura studiert, finde aber hier keine Arbeit und sei deshalb Künstler. Anscheinend ist jeder in Ségou Künstler. Und weiter lässt er mich wissen, dass er seit 15 Jahren mit seiner französischen Frau verheiratet sei und zwei Stiefsöhne habe und dass er morgen auch nach Timbouktou wolle, seine Frau abholen, sie habe dort Medikamente besorgt. Schließlich zeigt er mir seinen Ausweis, in dem sein Alter auf 46 Jahre angegeben ist. Dabei sieht er viel jünger aus. „Tja“, meint er, er habe ein Gesicht wie ein Baby, aber den Kopf eines Weisen? Das mit dem Babygesicht o.k., wie er so daliegt und an dem Tütchen saugt, aber der Kopf eines Weisen...

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Wir, Hassan deux, Manu und ich unternehmen zu dritt noch einen Gang durch die nächtlichen Gassen von Mopti. Manu versucht noch einmal sein Glück, mir Dimanche a Bamako beizubringen, er wird schon ungeduldig, dass sich in meinen Gesangsversuchen so wenig Lernerfolg zeigt. Hassan deux ist angetrunken, er stolpert, ein vorbeirauschendes Auto fährt über seinen Flipflop. Der Autofahrer hält an, lässt seinen Schreck an dem verdatterten Hassan aus, beschimpft ihn wütend. Manu Chao geht in einen Juwelierladen, kauft sich, da er die Hälfte des Guidehonorars ja bereits als Vorschuss in der Tasche hat, einen silbernen Ohrring und ersetzt umgehend den Blechring, den er bis jetzt im Ohr getragen hat. Hier liegt auch der wunderschöne, filigrane Goldschmuck, den viele Frauen tragen. Ich würde mir gerne solchen Schmuck kaufen, aber will doch lieber vorsichtig mit dem Geld umgehen. Wer weiß, ob ich noch einmal bei einer Bank Geld bekomme und das Desaster von Bamako hängt mir noch in den Knochen. Erst nach drei Tagen und in der 13. Bank ist es mir dort gelungen mit meiner Kreditkarte Bargeld zu bekommen, obwohl alle Banken das Emblem der Mastercard an ihren Türen hatten. Wir kaufen noch Mineralwasser und Mangos und gehen zeitig zur Ruhe.