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Auf der weiteren Fahrt konnten wir einem Brückenbau zusehen, und überall saßen Frauen und Männer herum, die von Hand die grösseren Steine in Schotter zerschlugen für den Brückenbau.

In einer kleinen Ortschaft, wo wir auch wieder eine Trinkpause einlegten, waren Töpfer bei der Arbeit. Auf einer primitiven Scheibe, die mit einem Stock ins Drehen gebracht wurde, töpferten sie in weniger als einer Minute ein Trinkschälchen zum einmaligen Gebrauch. Es war interessant und verblüffend für uns.

Dann ging es auf zur letzten Etappe. Franz mußte einige Baustellen rechts bzw. links umfahren, und der riesenlange Bus schaukelte und rumpelte, kam aber wieder prima auf die Straße, und alle haben applaudiert, was Franz mit einem Grinsen quittierte.

Gegen 18.00 Uhr kamen wir völlig verschwitzt, verstaubt und entnervt in Benares an, fuhren über die Gangesbrücke und sahen die Staddt am heiligen Fluß vor uns liegen. Benares schien uns noch elender und armseliger zu sein als die Städte vorher, und das sollte sich auch bewahrheiten.

Wir machten Stop bei einem feudal wirkenden Hotel, das vor allen Dingen einen guten gefüllten Swimmingpool hatte sowie einen sehr gepflegten Rasen und wunderbare Blumenbeete und sogar einen Springbrunnen. Wir hatten wieder zwei Zimmer zur Verfügung, und nach dem ersten Ansturm auf die Duschen kehrte allgemeine Ruhe ein, während ich so einige Klamotten wusch und auf meine Leine hing, die ich einfach zwischen zwei Laternenpfähle spannte, dabei half mir ein Boy und hielt dafür natürlich gleich wieder die Hand auf. Unsere Rupies wanderten nur so. Dann entdeckten wir im Zimmer riesige, fette Kakerlaken von mindestens 6 cm Länge, die sich vor allem im Bad aufhielten. Da ich mich unheimlich davor ekelte, suchte ich bald das Weite und ging an den Swimmingpool, wo schon fast die ganze Gruppe saß. Bis gegen 23.00 Uhr haben wir dort gesessen und Franz’ Erzählungen gelauscht, die er so trocken vorbrachte, daß man unwillkürlich lachen mußte. Er hat ja auch schon so manches mitbekommen auf den vielen Rotelreisen. Übrigens soll unsere Reise ein Renner und immer ausgebucht sein.

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Unserer Oma ging es so schlecht heute, daß Veronika einen Arzt kommen ließ. Danach bemühte sie sich um einen Flug, denn die Weiterfahrt bis nach Kathmandu war für die Frau zu riskant. Wir witzelten natürlich und meinten, daß sie die Zeit in Kathmandu gut rumbringen könnte, denn dort würde sie mit Haschisch versorgt. Kathmandu ist ja als Haschzentrum bekannt, zumindest war das bis 1973 so, ehe der offizielle Handel damit verboten wurde. Trotzdem wird es einem ganz offen und überall angeboten. Man wird auf offener Straße deswegen angesprochen.

Wir holten schließlich unsere Matratzen und legten uns am Swimmingpool zum Schlafen hin, dick eingerieben mit Mückenschutzmittel, was aber so gut wie nicht half. Außerdem kam plötzlich ein starker Wind auf, und irgendwelche Viecher und Vögel machten wieder einen Heidenlärm. Um 1.30 Uhr stand ich völlig entnervt und zerstochen auf, reichte meinen schlaftrunkenen Nachbarn rechts und links ebenfalls das Mückenmittel und verzog mich dann in das gemietete Zimmer, wo es recht kühl war. Ich schlief auch sofort ein und wachte erst um 4.00 Uhr auf, als die ersten zum Duschen kamen und Licht machten. Da lag inzwischen noch eine Frau auf dem Bett, und wie ich sie so halbverschlafen ansah, merkte ich, wie eine fette Kakerlake quer über’s Bett und Kopfkissen in meine Richtung marschierte. So schnell bin ich selten wachgeworden und habe mich fluchend verzogen. Um 5.00 Uhr saß ich parat zum Frühstück, war völlig übermüdet und ziemlich schlecht gelaunt. Alle hatten schlecht geschlafen, denn in den Kojen war es heiß, und die Moskitos hatten keinen verschont. Wenn man mehrere Tage nicht richtig schlafen kann, zehrt das ganz schön an der Kondition.

Nach dem Frühstück fuhren wir um 5.30 Uhr zu den Ghats, das sind die Badestellen am Ganges, die die Inder für ihr heiliges Bad nutzen, um von dem Zwang der ewigen Wiedergeburten befreit zu werden. Die Inder glauben, daß sie nach dem Bad im heiligen Ganges (die Mutter allen Lebens) ins Nirwana (Paradies) eingehen können und nicht mehr als anderer Mensch oder als Tier wiedergeboren werden müssen. Deshalb ziehen auch soviele Bettler, Krüppel und vor allem alte Menschen nach Benares, um dort zu sterben und dort verbrannt zu werden. Wenn ihre Asche in den Ganges gestreut wird, sind sie vom Zwang der Wiedergeburt erlöst.

Wir liefen die Straße zu den Badestellen hinab. Rechts und links in mehreren Reihen hintereinander saßen zahllose Alte, Kranke, Krüppel und Leprakranke mit einem Blechschälchen vor sich, in das man Almosen legen konnte. Solch eine geballte Ansammlung von Elend kann man sich gar nicht vorstellen. Es ist erschütternd und berührt einen zutiefst. Wir waren total beklommen und geschockt, konnten wieder einmal nicht fassen, was wir sahen.

Mit Booten fuhren wir dann ein Stück den Ganges hinab und konnten die vielen Tausende von Menschen bei ihrem frühen Bad erleben. Die Frauen standen mit ihren Saris im Wasser, während die Männer sich bis auf einen Fetzen Stoff auszogen zum baden.