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Schwitzend erreichten wir dann wieder das andere Ende der Hängebrücke und fuhren weiter über die holprige, staubige Karawanenstraße, die auf den letzten 30 km nicht mehr geteert war, sondern aus Schotter und Staub bestand. Wir wurden ordentlich durchgerüttelt und eingestaubt, fuhren um kriminell enge Kurven, und die linken Hinterräder hingen bei solchen Manövern mehr als einmal bloß noch in der Luft, wie Franz uns später erzählte. Nur gut, daß wir das nicht gemerkt haben, sonst wären einige von uns bestimmt durchgedreht. Dabei konnten wir Franz ja an sich vertrauen, er kannte die Strecke ja. Andererseits war die Straße nicht befestigt, und bei jedem Monsunregen brachen wieder einige Stücke der Straße ab, so daß keiner mehr durchkam, bis die Straße repariert war. Wer sagte also, daß bei uns der Rand halten würde? Schließlich hatten wir einen schweren Bus. Also ganz wohl war uns während dieser Tour nicht. Schließlich hatten wir den Paß in 1.500 m Höhe erreicht und hatten von dort oben einen herrlichen Blick auf das Tal und die Straße unter uns. Wir konnten riesige Staubwolken sehen, die hinter den heraufkeuchenden LKW’s in den Himmel stiegen. Die ganze Luft schien voller Staub zu sein, aber es wehte eine Brise, die den Schmutz schnell weitertrug.

Nach einem kurzen Stop ging es dann auf zum Endspurt hinunter in das Kathmandu-Tal, das 1.400 m hoch liegt. Gegen 16.30 Uhr kamen wir dann ziemlich ausgelaugt in Kathmandu an, sahen die ersten Touristen - wie unangenehm -, etliche Hippies, diverse internationale Reisebüros und schließlich den Königspalast, denn Nepal ist ja ein Königreich.

Wir stiegen wieder in einer Oase ab, die sich Hotel Shanker nannte, und wir witzelten tüchtig über diesen Namen. Aber drinnen war alles bomfortzionös mit vielen Schnitzereien und dicken Teppichen und einer Menge Boys, die aber weniger hübsch und auch nicht mehr so freundlich waren wie die in Pokhara. Waren wohl schon von zuvielen Touristen versaut. Wir bekamen ein großes Zimmer mit Bad, fanden keine Kakerlaken und waren ganz zufrieden. Nachdem ich dann den tollen Garten bewundert hatte, der sogar eine Kakteensammlung aufwies mit vielen Echinopsen, fühlte ich mich sehr wohl. Wir saßen alle noch eine Weile zusammen, redeten noch lange über das "Wendemanöver" und prägten Schlagzeilen wie "Rotel-Tours reduzierte seine Kunden am Himalaya" usw.

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Das Restaurant des Hotels befand sich im Untergeschoß, das an sich eine prächtige Festhalle war und früher sicher rauschende Fest und Ballnächte gesehen hatte. Uns empfing dieser prachtvolle Saal im Kerzenlicht, denn der Strom war wieder mal weg. Das wirkte aber geradezu romantisch und war uns keineswegs unrecht. Auf das Essen wirkte sich der fehlende Strom nicht aus, denn man kochte hier wie überall auf offenen Feuerstellen. Der obligatorische Reis schmeckte gut, und die Beilagen waren auch eßbar. Danach gingen alle in die Bar und debattierten schon wieder über das Wendemanöver. Franz saß dabei und lachte sich schief über uns Angsthasen.

So gegen 23.00 Uhr gingen wir ins Nest und schliefen auch hier wieder prima. Nach dem Aufstehen bin ich dann gleich in den Garten gegangen und fand - wie erwartet - vier geöffnete Kakteenblüten in makellosem Weiß vor. Wunderschön! Der Himmel war bedeckt, und kein einziger großer Berg war zu sehen, selbst die Vorberge lagen im Dunst, und es sah aus wie bei uns im Allgäu, zumal auch noch ein Kuckuck rief.

Zum Frühstück wurden Eier serviert, die so eklig schmeckten, daß kein Mensch sie essen mochte, man behalf sich halt mit dem muffigen Toast. Anschließend wurden wir von einem nepalesischen Führer durch Kathmandu geführt und besichtigten zuerst Swayambhu Nath mit dem größten Stupa Nepals. Ein Stupa ist ein halbkugeliger Bau, auf dem ein Spitzturm steht und auf dessen vier Seiten je ein Gesicht aufgemalt ist. Und dieser Stupa hier ist weltberühmt und liegt auf einem Berg. Schon als wir den Weg dorthin hochliefen, fiel uns der Dreck und vor allem der unerträgliche Gestank auf. Überall lagen haufen herum und teilweise lief die Scheiße einfach den Weg hinab, anders kann man das nicht beschreiben. Es war eine unglaubliche Sauerei, wir waren ganz entsetzt und haben echt geflucht auf diese Ferkel, die ihre eigene Umwelt und ihre Heiligtümer so verdrecken lassen. Uns verfolgten wieder die lästigen Bettler und die Händler, die Hitze kam auch wieder und - endlich oben angekommen - war unsere Enttäuschung perfekt. Enten, räudige, verlauste Hunde, Affen und Tauben liefen quer durch die Tempelchen und Pagoden, alles war vollgeschissen und verdreckt. Federn von den schon halbgerupft aussehenden Enten flogen herum, und tote Ratten lagen auch noch herum. Wir waren angewidert und geschockt und wütend über diesen Anblick. Ein paar fette buddhistische Mönche liefen an den Gebetsmühlen vorbei und drehten sie, und überall spielten Kinder im Dreck und in den Nischen dieser Heiligtümer Verstecken. Wir gingen ein bißchen abseits und wollten wenigstens den Blick ins Tal genießen, als wir merkten, daß hier jedes freie Quadratzentimeterchen als Toilette benutzt wurde. Es stank bestialisch, und unsere Stimmung war endgültig verdorben.

Danach fuhren wir in das Zentrum von Kathmandu, das ebenso verdreckt und widerlich war. Die ehemals sicherlich sehr schönen fünfstöckigen Pagoden waren von Tauben völlig verdreckt, und auf den freien Plätzen fanden sich zahllose Bettler, Krüppel, fliegende Händler und Kinder, die alle was von den Touristen wollten. Es war schlichtweg abstossend. Darüber konnte uns auch die Einmaligkeit dieser Bauwerke nicht hinwegtrösten, zumal wir uns von Kathmandu soviel versprochen hatten. Wir waren maßlos enttäuscht und haben fast bereut, überhaupt hierher gefahren zu sein. Wir waren wieder um eine Illusion ärmer.

Ich erstand dann schließlich noch eine Eule, die einzige aus Nepal, und wir hockten uns dann in den Bus, der uns wie eine Zufluchtsstätte in diesem Dreckhaufen erschien. Dort konnten wir beobachten, wie einige gläubige Nepalesen einem im Freien aufgestellten Gott Geldscheine opferten. Und kaum waren sie weg, kamen andere und nahmen sich das Geld. So wird offensichtlich vermittelt zwischen arm und reich oder zwischen clever und naiv. Wir sahen auch die Pagode, vor der jedes Jahr zu einem bestimmten Tag 120 Wasserbüffel auf einmal geopfert werden. Man stelle sich diese Schlachterei mit deren Mitteln (Gurkhamesser) einmal vor.

Und dann sieht man überall die legendären Hippies, die auszogen, das Paradies für sich zu finden mittels Haschisch. Übriggeblieben von dem Boom der 70er sind wirklich die allerletzten, vergammelten, dreckigen Typen, verlaust und mit bescheuertem Ausdruck im Gesicht. Mein Gott, was für jämmerliche Gestalten! Im Grunde arme Teufel, die nirgendwo mehr hingehören und die niemand mehr will.