Nach dem Abendessen saßen wir vor dem Besucherzentrum auf der Bank. Es war noch immer subtropisch warm und es wurde langsam dunkel. Was würde ich dafür geben, um die Ranger bei ihrer Patrouilliere begleiten zu dürfen. Uns blieb aber nur das Warten. Neben uns auf der Bank saß ein Paar, sie waren bestimmt schon über 70-75 Jahre alt. Beide hatten große Spiegelreflexkameras dabei und stellten sie für die nächtlichen Bedingungen ein. Sie haben großartige Aufnahmen tagsüber gemacht. André begann jetzt auch  die passende ISO Zahl einzustellen, denn wenn Fotos gemacht werden, dann selbstverständlich ohne Blitz. Da fiel mir ein, dass unsere Taschenlampe im Chalet liegt.
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Es ist zwar nur ein kurzer Weg zum Chalet und ich bin ihn tagsüber auch ein paar Mal gegangen, doch im dunkeln sieht alles gleich ganz anders aus. Dazu kommen noch die fremden Geräusche, bei jedem Schritt raschelt es und huscht etwas durch die trockenen Blätter. Schnell war ich beim Chalet und mit der Taschenlampe fest im Griff, leuchtete ich tapfer in die Ecken, von wo es so raschelte. Es wimmelte von Eidechsen, so schnell konnte ich gar nicht gucken. Und jetzt wo ich weiß was da so unterwegs ist, da wollte ich sie auch ablichten. Aber da waren die kleinen Reptilien schneller als ich.
Wir verkürzten uns die Wartezeit und beobachteten die Aufzuchtstation. So im Dunkeln war es schwer auszumachen, ob sich der Sand bewegt oder nicht.
Doch dann endlich kam ein Ranger und rief: „It´s turtle time!“ Das war unser Zeichen und wir folgten ihn über die Insel. Als wir in Strandnähe kamen erinnerte er uns nochmal, dass wir uns an die Anweisungen halten sollen. Wir betraten den Strand, es war sternenklar und die Mondsichel spiegelte sich im Wasser der Sulu See. Wir hielten uns oben am Rand des Strandes auf und gingen einer nach dem anderen den Strand entlang. An der Wasserkante sah ich große dunkle Schatten, wie runde Felsen. An die Steine kann ich mich gar nicht mehr erinnern. Hab ich die heute Nachmittag übersehen? Das waren keine Felsen, an die ich mich nicht mehr erinnern kann, denn die „Felsen“ bewegten sich-in Zeitlupe in Richtung Strand.  Wir näherten uns einem Ranger, der vor uns im Sand neben einer gewaltigen Suppenschildkröte hockte. Nach einem Augenblick gab er uns das Zeichen zu ihm zu kommen. Leise schlichen wir heran. Die Schildkröte begann mit der Eiablage. In dieser Zeit befindet sie sich in einer Art Trance und nimmt ihre Umgebung kaum war. Daher konnten wir uns jetzt der Suppenschildkröte nähern. Wir zählen die Tischtennisballgroßen Eier mit und sahen zu, wie sie vermessen und markiert wurde. Stolze 90,6 cm ist ihr Panzer lang. Wir fragen den Ranger, ob er weiß wie alt sie sein könnte. Das ist aber sehr schwer zu schätzen. Er nimmt an, dass sie 30 bis 50 Jahre alt sein kann. Wir beobachten die Suppenschildkröte von allen Seiten. In ihrer Trancephase dürfen wir uns ihr auch kurz von vorne nähern. Halb auf den Bauch liegend sind wir Angesicht zu Angesicht mit einer 90,6 cm langen, Eier legenden Suppenschildkröte. Ihr Kopf ist so groß, wie ein Handball und ihre leisen dumpfen Geräusche klingen für mich wie aus einer prähistorischen Zeit.    Plötzlich müssen wir alle aus ihrem Sichtfeld. Sie hat ihre Eiablage beendet. 69 Eier hat sie gelegt und nun müssen wir den Strand verlassen. Zusammen mit dem Ranger und dem Eimer mit den Eiern geht es im Gänsemarsch zurück. Wir gehen in die Aufzuchtstation, wo schon ein Loch ausgegraben wurde. Es ist mit dem grünen Plastikzaun ausgekleidet. Damit wird gewährleistet, dass keine Meeresschildkröte beim schlüpfen verloren geht, sondern nach dem schlüpfen besser einzusammeln sind und zuzuordnen sind.