Noch einmal erklärt uns Herman, wie wir uns bei Delfinsichtung zu verhalten haben – kein oh-my-god-Gejuchze, keine Hände über den Bootsrand ins Wasser hängen lassen, alles Weitere dann an Bord. 19° C Wassertemperatur sind nicht gerade kuschelig. Draußen auf dem Meer wird es auch nicht wärmer. Aber da man eh nur ca. 15 Minuten mit den Delfinen schwimmen wird, bevor die nächsten Zwei ins Wasser dürfen, wird meine Tauchjacke wohl das Zähneklappern verhindern. An die Möglichkeit, dass ich seekrank werden könnte, will ich lieber gar nicht denken, habe deshalb auch keine der mitgenommenen Kotzpillen (KoPi) geschluckt. Trotz gegenteiliger Erfahrung hoffe ich, dass es vielleicht auch mal ohne geht.

Um 14.00 Uhr stechen wir mit dem Zodiac in See, das im Galopp über die Wellen prescht. Statt stuhlähnlicher Sitze gibt es deswegen auch nur schmale Sättel mit Stangen zum Festhalten. Ich bin begeistert, hebe mein Hinterteil in den „leichten Sitz“ wie ich es bei gestreckten Galoppaden mit Marsala über die abgemähten Felder Sachsen-Anhalts gewöhnt bin. Dieses Gefühl von Schwerelosigkeit hat mich schon immer fasziniert. Dem fliegenden Fisch, der neben dem Boot auftaucht, scheint es genauso zu gehen.

Doch der Übermut vergeht mir, sobald das Zodiac stoppt. Binnen Minuten wird mir schlecht, und ich hänge würgend über dem Bootsrand. Verschämt schaufle ich mit einer Hand Meerwasser über die bekleckerte Gummiwulst, spüle meinen Mund aus und trinke auch einen Schluck, um meinen Salzhaushalt wieder auszugleichen – ein Tipp anlässlich einer anderen, ähnlichen Urlaubserfahrung, der sich gut bewährt hat.

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Der Franzose Stefan und ich bilden eine der Zweiergruppen. Hier, wo noch keine Delfine in Sicht sind, demonstriert uns Herman, wie man sich startklar auf den Rand des Zodiacs setzt. Die Füße dürfen dabei noch nicht im Wasser hängen. Dann sollen wir die auf dem Bootsrand befestigten Taue packen, uns umdrehen, dabei abstemmen und lautlos ins Wasser gleiten lassen. Das Zauberwort heißt don’t splash! Endlich kommt das Kommando, dass wir ins Wasser dürfen – Stefan und ich vorne weg, die anderen beiden Pärchen hinterher.

An Bord sind auch der Skipper Pedro und der Biologe André. Zusammen mit Herman wollen sie nun sehen, ob wir wirklich ganz ruhig mit angelegten Armen an der Oberfläche floaten. Herman kommt mit uns ins Wasser, taucht sogar ein paar Meter ab, um uns von unten zu betrachten, ob vielleicht einer von uns Panik bekommt vor dieser endlosen blauen Tiefe. Ich winke Herman zu, mache das Taucherzeichen für O.K. und dümple gelangweilt weiter, bis die Crew uns wieder an Bord pfeift.

Nach 10 Minuten Fahrt die ersten Delfine. Sofort stoppt das Zodiac, und Pedro gibt Zeichen für Christian und Brigitte, die sich als Erste ins Wasser gleiten lassen dürfen. Er zeigt noch, in welche Richtung sie schwimmen sollen (bloß nicht von hintern nähern! Das könnte die Delfine irritieren) und ruft beiden ständig hinterher: Look i n t o the water, not out of the water! Dolphins s w i m , they don’t fly! Vor lauter Aufregung suchen die beiden Belgier die Tiere ständig an der Wasseroberfläche – vermutlich, weil sie sie unter Wasser noch nicht sehen. Schon nach 1 Minute müssen sie wieder an Bord. Die Delfine haben sich einfach verdrückt.

Wir fahren weiter, treffen sie woanders wieder. Nun sind Stefan und ich dran. Spritzerlos wie die Turmspringer tauchen wir ein, und tatsächlich: Nach kurzem Umschauen seitlich und in der Tiefe sind sie plötzlich da, zwei Pärchen und ein Einzelner. Er kommt näher, inspiziert mich und schwimmt rüber zu Stefan, der die Arme über der Herzgegend kreuzt und damit wohl signalisieren will, wie begeistert er ist. Ich recke einen Arm mit dem o.k.-Zeichen aus dem Wasser, damit die Leute im Boot wissen: Hurra! Wir haben sie gesehen!

Nach einmal taucht unter mir ein Delfinpaar auf. Einer dreht sich dabei um die eigene Längsachse, als wolle er mir auf dem Rücken schwimmend nachschauen, und trollt sich dann. – Schade! Stefan und ich gehen wieder an Bord, wo ich ein 2. Mal die Fische füttere. Aber viel kommt nicht mehr raus. Ich zittere vor Kälte (oder vor Aufregung?). Herman rät mir, eine der Windjacken anzuziehen, was mir anfangs nicht einleuchtet. Die dicke Tauchjacke schützt mich doch vor der Auskühlung. Aber das ist ein Irrtum. Wenn der Wind drüberstreicht, entzieht er der Jacke die Feuchtigkeit und kühl die Haut darunter eben doch aus.