Fr 8.9. Beeindruckende Zeugnisse verschiedener Epochen
 
Nach Blitz und Donner in der Nacht und den frustrierenden Wetteraussichten für den heutigen Tag schnappen wir unser Auto und verzichten auf den Besuch im Europapark.   Folgen lieber gleich der eintönigen Schnellstraße nordwärts, biegen bei Panevezys nach Westen ab und endlich hört der Regen auf. Kurz nach Mittag umfahren wir die Stadt Siauliai im Norden und kommen nach wenigen Kilometern zu einem legendären Platz - dem Berg der Kreuze, ein Monument litauischen Widerstands und Glaubens. Ein Hügel in der ansonsten flachen Landschaft ist über und über mit Kreuzen in allen erdenklichen Ausführungen, Materialien und Größen bedeckt. Es ist überwältigend wie viele Kreuze auf-, neben-, über-, hinter- und ineinander Platz finden! Dieser Ort hat eine ganz eigene Atmosphäre.
Netterweise kommt jetzt auch die Sonne heraus und so verlassen wir frohen Mutes den südlichsten der drei baltischen Staaten. Bald nach der Grenze (ohne eine nennenswerte Kontrolle) biegen wir bei Eleja rechts ab und kommen zu einem der Höhepunkte Lettlands, zum Barockschloß Rundale. Die Sonne strahlt vom Himmel und wir strahlen auch, denn im Ticketbüro am Zugang zum Gelände lesen wir, dass der Besuch des Schlosses heute frei ist. Gehen gleich den weiten Weg zum Garten, von dem aus der Blick auf die Anlage am schönsten ist, aber am Tor will man eine Eintrittskarte sehen.   Finden noch eine passende Münze, um den Weg zurück zum Eingang zu sparen und genießen die Barockanlage. Schauen danach das wunderschön hergerichtete Gebäude von innen an, das Fotografieren kostet aber wieder extra. Im Ticketbüro erstehen wir schließlich alles, wofür an diesem "Gratistag" extra verlangt wird (Schatzkammer, Kapelle, Garten, Fotografiererlaubnis), um nicht noch öfter den weiten Weg über das ekelhafte Kopfsteinpflaster zum Ticketbüro gehen zu müssen. Jetzt können wir dieses Prunkschloß nach dem Vorbild von Schloß Versailles mit über 100 Zimmern in den verschiedensten Farbtönen, sowie den imposanten goldenen und weißen Saal endlich uneingeschränkt genießen. Die Schatzkammer (nur auf Nachfrage zu finden) sieht wie die Präsentation von übriggebliebenen Möbelstücken aus, die vermeintliche Kapelle ist keine, sondern eine Sonderschau neben dem Ticketbüro über die zweckentfremdete Verwendung sakraler Gebäude in der Sowjetzeit (ebenfalls nicht beschildert und erst noch dreimaligem Nachfragen auffindbar).
Ein paar Kilometer weiter liegt bei Bauskas das Schloß Mezotne, wo wir übernachten wollen. Auf unsere vor zwei Tagen getätigte Internet-Reservierung haben wir leider keine Antwort erhalten und bei unsere Ankunft erfahren wir, daß aufgrund einer Hochzeitsgesellschaft das Hotel ausgebucht und das Schloß für Besucher geschlossen ist. Immerhin soll aber am nächsten Tag offen sein. So getröstet fahren wir zurück in den Ort Bauskas, aber das anvisierte Hotel aus Sowjetzeiten wird generalsaniert und ist geschlossen - eine andere Bleibe gibt es nicht.

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Grummelnd setzen wir uns wieder ins Auto und fahren noch einmal fast 70 km bis Jelgava, die nächste größere Stadt. Am Fluß finden wir endlich gegen 18:00 Uhr im Hotel Jelgava ein ganz passables Zimmer, aber die restliche Infastruktur der Stadt läßt zu wünschen übrig: wir finden in der Umgebung nur Kneipen oder Selbstbedienungsbuffets, die bald schließen. Im Rathaus überraschen wir eine Mitarbeiterin in der seit einigen Stunden eigentlich geschlossenen Touristeninfo und bekommen einen Stadtplan und einen Tip für ein Restaurant, in dem wir dann auch ein erstaunlich gutes und günstiges Abendessen vertilgen. Versöhnt mit der Stadt spazieren wir zurück zum Hotel und fallen nach fast 400 km Landstraßenfahrt todmüde in die Federn.