Sa 9.9. Eigenwillige Besichtigung von Mezotne und Fahrt nach Pärnu
 
Nach ruhiger Nacht spazieren wir über die Brücke und schauen uns aus einiger Entfernung das Schloß Jelgava an (beherbergt heute die Landwirtschaftsuniversität und ist innen nicht zu besichtigen). Dann fahren wir nochmals südwärts, denn das Schloß Mezotne wollen wir uns schon noch ansehen. Bei unserer Ankunft ist der Parkplatz voll, die Autos sind mit weißen Schleifen geschmückt, auf manchen stehen noch Champagnergläser und -flaschen und im Park sitzen junge Damen und Herren in leicht zerknitterter Abendgarderobe. Etwas verwundert betreten wir das Schloß, steigen über die Überreste einer ausgelassenen Feier und werden vom Herrn vom Sicherheitsdienst darüber informiert, daß wegen einer Hochzeit keine Besichtigung möglich sei. Unser heftig vorgetragener Hinweis auf die gestrige Auskunft und unseren 150 km langen Umweg, ermöglicht uns schließlich mit den besten Wünschen der im Gang um Restgetränke würfelnden Hochzeitsgäste den Eintritt in das wunderschön rekonstruierte Gutshaus. Vieles ist wegen der Feier verändert, aber die Räume sind wunderschön und niemanden stört es, daß wir die Möbel berühren und normalerweise unzugängliche Räume betreten. Auch der Park, von dem aus wir einen schönen Blick auf das Gebäude und den Fluß haben, ist bestimmt nicht immer so frei zugänglich. Nach dieser höchst eigenwilligen und amüsanten Besichtigung finden wir, daß sich der Umweg auf jeden Fall gelohnt hat und dieses Schloß auszulassen ein großer Fehler gewesen wäre.

{{g_ads}}

Frohgemut fahren wir kurz vor Mittag endlich nordwärts, leicht verblüfft über den doch viel dichteren Verkehr als bei unserer ersten Lettland-Durchquerung. Rund um Riga ist wegen Baustellen und Umleitungen die Hölle los, aber wir kommen glücklich um die Hauptstadt herum und folgen der Küstenstraße. Haben auch hier keine Chance zum Meer zu kommen, immer bildet ein kleiner Waldstreifen eine unüberwindlichen Barriere zum Strand. Der Straßenrand ist allerdings mit parkenden Autos verstellt und Pilzsammler durchstreifen höchst erfolgreich - vollgefüllte Bastkörbe zeugen davon - die Waldgebiete.
Füllen vor der Grenze den Tank um unseren letzten lettischen Münzen los zu werden und kommen immer wieder gebremst durch Straßenbaustellen schließlich zur lettländisch-estischen Grenze. Hier interessiert man sich wieder mehr für unsere Fahrzeugpapiere als für uns, aber wir können problemlos nach Estland einreisen. Die Strecke führt weiterhin der Küste entlang, aber Blick auf's Meer gibt's immer noch keinen. Wollen in einem Dorf nahe des Strandes Rast halten, aber die Cafes und Restaurants sind reserviert für geschlossene Gesellschaften. So bleibt uns nichts anderes übrig, als bis Pärnu durchzufahren. Das angepeilte Hotel direkt am Yachthafen ist auch voll, aber im Villenviertel finden wir Quarier für eine Nacht. Haben sogar einen Pool dabei (den wir zwar nicht zum Baden nutzen, an dem wir aber in der Sonne sitzend ein erfrischendes Bier trinken). Nach dieser Entspannungspause durchstöbern wir die malerische Altstadt, auch die derzeit im Baltikum scheints unvermeidlichen Baustellen in der Einkaufsstraße stören uns nicht wirklich. Die beiden Hauptkirchen der Stadt sind hübsch hergerichtet, in der orthodoxen findet gerade ein Gottesdienst statt. Für's Abendessen wählen wir das mittelalterliche Seegi Maja und fahren danach höchst zufrieden ins Hotel zurück.