Die Landschaft hat sich verändert. Seit der Kreuzung "Quatre Chemins" - 4 Wege - tut sich die weite Hochebene der Margeride vor uns auf. Rot-grün-gelbe Hügel, mal mit grauen Felsen durchsät, mal mit braunen Kühen betupft. Gelber Enzian, Labkraut, Thymian, Schafgarbe und violette Stiefmütterchen stehen massenhaft an den torfartig federnden Pfaden, von Schachbrettfaltern und anderen umschwirrt. Herrlich.
Heute kommen uns zum ersten Mal Leute entgegen! Es waren bestimmt schon an die 15, das ist eine Menge. In unserer Richtung sind die üblichen Verdächtigen unterwegs. Die Gruppe der vier Frauen aus Mittelfrankreich zum Beispiel lagert gerade in der Nachbarweide.
Naspinal
Die heutige Etappe war landschaftlich für mich eindeutig die bisher schönste. Die 26 km waren lauftechnisch echt locker, relativ gesehen. Meine Füße schmerzen wie immer bis hinauf in die Zähne. In meinen Oberschenkeln formen sich neue Muskeln oder krümmen sich alte Venen, das kann ich nicht so ganz entscheiden.
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7. Etappe
Nasbinal nach St. Chely d'Aubrac
Sonntag, 11. Juli 2004
St. Chely, Gîte Communale
Einige Wanderer sitzen hier im Aufenthaltsraum in einer Runde um den Kamin und trinken Rotwein. Silvie ist den Ort erkunden. Eine relativ entspannte Etappe. Das Restaurant de la Vallée im Ort war erste Sahne. Es gab herrliche Gemüsesuppe und angenehm frisches Essen. Die Cuisine de la Région mit dem zähklebrigen Kartoffel-Käse "Aligot" bin ich inzwischen satt. Insbesondere mit der Charcuterie können sie mich jagen.
Bis Aubrac (dieses Mal der Ortsname ohne jegliche Zusätze) hatten wir wieder weites Weideland vor uns. Es ging beinahe auf 1350 Meter hinauf. Auch hier verliefen wir uns wieder, als es auf den Weiden zeitweise über die Zäune hinweg ging.
Wir hatten eine Pilger-Gruppe mit Packesel vor uns, der wir stetig folgten, im Glauben, der Eselführer sei ein Einheimischer. War er aber nicht und unversehens standen wir im morastigen Nichts. Offenbar handelte es sich aber um einen viel begangenen falschen Weg, denn es gab Hinweisschilder aus Pappe, die uns zurück auf die Strecke führten. Die Pilger früherer Jahrhunderte haben vermutlich Stöckchen platziert.
In Aubrac, dem Tor nach Aveyron, dem dritten Département, das wir durchwandern, entdeckten wir einen Geheimtipp. Nicht ganz billig, aber genial. Wir waren mit unserem Tischnachbarn von gestern, Jean-Pierre aus Paris, auf der Suche nach einem Café, als wir die Chambres d'Hotes der Cathérine Painvin (http://www.catherinepainvin.com/accueil_aubrac.htm ) entdeckten. Über eine einfache Holztreppe geleitete man uns auf den ausgebauten Heuboden, später durch alle Gästezimmer und alles war gar prächtig anzusehen. Jedes Zimmer in seinem eigenen Stil, alles erlesen. Badewannen, die in Granitsteinhaufen standen, meterhohe Kandelaber, original indische Türrahmen mit aufwändigen Schnitzereien, wallendes Tuch und Teppiche. Eine fantastische Welt. Die Tochter des Hauses erzählte uns, dass Isabelle Adjani hier bereits ihre Ferien verbracht hätte, Mireille d'Arc, der Bürgermeister von Paris und andere Prominente. Der ideale Ort für zweisame Flitterwochen. Und wir waren die einzigen Gäste im schillernden Café und es war überhaupt nicht teuer. Exceptionelle!