Josef , Skipper aus München segelt seit fast 45 Jahren. Dieses Jahr von Bodrum in der Türkei, über die griechischen Inseln. Segeln, wo es friedlich ist , lautet seine Devise, denn sein angestammtes Fahrgebiet , die türkische Riviera, erscheint ihm heuer noch zu gefährdet und teuer geworden. Ich kann wenigstens letzteres bestätigen. Das dereinst sympathisch verschnarchte Bodrum (ex Harlikanassos) will ein Nizza der Türken werden. Doch da fehlt es noch ein bisserl. Manche Protzjacht eines Kokainkönigs dümpelt schon in der neuen Marmor Marina, Preise wie im Europa Stüber´l in Innsbruck. Nachts wird jeder Gast, der sich in einem Strandlokal der Samtheit einer türkischen Nacht aussetzen möchte, zunächst mit 200 Dezibel verschiedenster Herkunft bedient. Je Döner , desto schöner. Ich denke, der Snob fährt da lieber in´s Waldviertel. Nur der Taube ist hier König. Hier trägt man nicht Kopftuch sondern Calvin Klein. Ergodan und Mohammed sind weit, aber Europa eben auch.

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Wir liegen unterhalb der sehenswerten Kreuzritterburg (archeologisches Museum mit Weltgeltung) vor Anker und sind umringt von schönen Gullets mit ihren noch schöneren Kapitänen. Einer dieser von den 150 im Hafen auf Touristen lauernden Seehelden hat Gäste gefunden und umkreist die NEPTUN mit schleifendem Anker. Wild fuchtelnd wie Otto Rehagel an der Seitenlinie, schweißgebadet wie der griechische Fußballpräsident fährt er für mich mystische Manöver. Ich bedeute ihm inne zuhalten, wenn man nicht weiß was man tun soll, macht man am besten gar nichts. Eigentlich ist dies eine orientalische Tugend . Gleich werde ich unsere Ankerkette etwas stecken, doch schon treibt der Held der Ozeane mit angstgeweiteten Augen und der Breitseite seines Glanzlackliners auf unseren 3 Meter langen Klüverbaum. NEPTUN penetriert sein Ruderhaus erfolgreich. Blut fließt, Mahagonie birst, eine Seeschlacht ist im Gange, nur die Schönen auf dem Vordeck duschen, nippen verwundert weiter am Tonic und schuld ist natürlich der Koch. Josef, mein Skipper weilt konspirativ an Land um die deutsche Kolonie mit hellenischem Rebensaft zu versorgen. Dieser ist besser, vor allem billiger, der Durst der deutschen Altskipper Kolonie in Bodrum ist nämlich ein ungeheuerlicher. Sie sind grau, altersmilde und melancholisch geworden. Sie, die ehemals athletisch trinkfesten , die ersten Yachties der späten Sechziger, der Rote Hermann mit seinem deutschen Kriegsfischkutter Barracuda , der Hinnerkopf, Raki Rudi, Tafla Klaus und Bilgen Dieter . Gerne sitzen wir wieder beim bauernschlau wuseligen Sünger in seinem Cafehaus, reden von den good old days, nehmen unsere Blutdruckpillen und keiner kippt mehr trunken vom Stuhl oder verschwindet mit einer rehhaften Touristin in der Eignerkabine. Brav ächzen wir nach 3 Barcadi und Mitternacht brav ins Beiboot. Kaum in der Koje, läuft zwei Fadenlängen neben uns ein riesiger Technokatamaran mit 200 Flashlights, 100 Ravern und 50 Lautsprechern aus in die schwüle Nacht, kontaminiert die dereinst friedliche Küste. Die Zikaden verstummen und lauschen verwundert dem schwimmenden Wiener Prater. Odysseus hätte seinen Kurs geändert, wäre er so was begegnet. Es grüßt Dich Dein weltenferner Vater