Brief 3

 

Nach Corner und Korinth

Meine lieben Töchter,

Vor Tagen sind wir aus Kos ausgelaufen, doch der Gott der Tiefe und die Äolen sind uns nicht hold – die alte NEPTUN rollt. Spiritismus und Segeln passen immer zueinander, und wir so opfern den ersten Manöverschluck um Poseidon, den Gott der Nässe Tiefe gnädig zu stimmen. Es hilft nichts. So suchen wir Schutz in einem vermeintlich ruhigen Häfen der Ägäis - Kalymnos. Der Nachteil der alten Stadthäfen ist, daß sie immer auch noch von den geschäftigen Uferpromenaden umrundet werden, und damit auch von allen motorisierten Griechen. Deren gibt es immer mehr und vor allem des Abends , wenn wir Fußball schauen oder kommentieren wollen. Ich sitze mit mehreren österreichischen Bundestrainern vor dem TV aber jeder Jugendliche Halbstarke scheint uns paar Touristen zeigen zu müssen, daß er zwar keinen Schalldämpfer hat , dafür aber auf dem Hinterrad seiner nervigen Mühle fahren kann. Im abendlichen Küstenchaos reift ein Sieg der Hellenen gegen die Tschechen heran, alles wirft sich auf sein Vehikel und umrundet die verschüchterten Fremden. Schreien die Griechen eigentlich immer so wegen de vielen Mopeds?

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Sobald See,Stadt und Seele sich beruhigt haben flüchten wir weiter nach Nordwesten. Wir, die Helden der Ozeane nehmen Kurs auf Athenens Golf, Otto Rehagel auf das Endspiel. Selbst auf der kleinen Insel unterwegs, mit sechs Einwohnern, einer Taverne und 4 Ziegen hat man erkannt, daß Hellas eine große Fußballmannschaft hat, auch wenn die Speisenkarte und Insel Levita ganz klein sind. Völlerei hat für uns eine neue Bedeutung bekommen, und so schenkt man mir einen Mitleids Uzo ein.

Wir fahren hoch, die Italiener, Franzosen, Holländer, Tschechen und die deutschen Buam fahren heim.

Wer die Segelreviere dieser Erde kennt, kommt auch nach Jahren des Abtrünnigseins wieder hier zurück, zu den Wurzeln der Kultur, die überall zu finden ist, der überschaubaren Weite mediterraner Gestade. Die Lebendigkeit der Stille läßt sich nur auf einem Segler erfahren. Unaufgeregt liegt die alte Dame NEPTUN in der Welle und wir nähern uns nachmittäglich, behutsam einem der vielen Häfen, in denen die Zeit noch etwas angehalten und niemals von der Wallstreet übernommen wird –