Es geht sich noch aus, dass wir letzte Formalitäten erledigen und während wir langsam aus dem Bahnhof rollen stehen die riesigen bunten Plakatwände Spalier während wir das geschäftige Treiben der charmanten Großstadt in immer schnelleren Tempo hinter uns lassen. Der Wandel der Landschaft vollzieht sich kaum merkbar. Wir haben uns an die zunehmende Ebene gewöhnt und erreichen schließlich die ungarische Grenze Unsere große Videokamera sieht man dort nicht gerne. Trotzdem ist unser Aufenthalt dort kurz und so tauchen wir bald ganz in die ungarische Landschaft ein.
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Die letzten sich aufbäumenden Hügel liegen hinter uns. Eine unendliche Weite breitet sich vor uns aus. Riesige Felder leuchten golden in der Morgensonne und die einzigen Erhebungen hier scheinen die riesigen automatisch gerollten Strohballen zu sein. Je länger wir in den Vormittag hinein fahren, um so mehr werden die Felder bevölkert. Menschen arbeiten in Gruppen zusammen und kümmern sich um Nahrungsbeschaffung.
Die Idylle wird jäh unterbrochen als unser fahrender „Fernseher“ in Budapest hält.
Die Bahnhofshalle ist abgesperrt. Unser Reisegefährt wird wieder verschoben und an einen „Zwillingswaggon“ angehängt. War früher unser märchenhafter Waggon mit cyrillischer Aufschrift noch ein Außenseiter, so fügt er sich nun harmonisch in eine Reihe anderer Waggons mit gleichem Schriftzug ein. Endlich Entwarnung, die allgemeine Anspannung löst sich.
Unser „Hotel“: Jede/r von uns bewohnt ein Zugabteil. Ich schlafe in der „Speisekammer“ (nicht schlecht!), die wir uns zum Glück vorher gut eingerichtet haben. Weiters gibt es neben
den anderen „Zugabteilen“ noch ein WC mit Waschgelegenheit. Ein Durchschnittstourist würde das vermutlich als absoluten Substandard bezeichnen – trotz der goldbestickten Vorhänge. Hin und wieder taucht einer der zwei strengen russischen Begleiter auf, die uns kritisch mustern und den Kopf schütteln. Meine Rumkugeln und ein Nusskuchen, die ich ihnen anbiete sowie ein paar russische Phrasen, die ich ausprobiere, bringen das scheinbare Eis der russischen Seele zum Schmelzen. Es dauert nicht lange und wir bekommen heißen Kaffee in verschnörkelten Tassen. Unsere Nostalgiekarosse rollt wieder an – diesmal erheblich langsamer.