In der Abenddämmerung huschen hin und wieder Reste der Perestroika vorbei – aufgelassene Kolchosen und Maschinen, die daneben geduldig vor sich hinrosten, erinnern an den gewaltigen Umsturz. Wer hat davon profitiert? Haben sich die großen Erwartungen der Menschen erfüllt? War der Preis der Freiheit zu hoch und wie sieht die neue Freiheit für die Einzelnen in Russland aus? Wie passt alles zu dem, was wir gesehen haben?
Nach 75 Stunden und 20 Minuten kommen wir schließlich mit 12 Stunden Verspätung um Mitternacht in St. Petersburg an, erschöpft von einer langen Reise mit Impressionen aus der Vergangenheit, um viele Fragen und Eindrücke reicher. Unsere künstlerische Fracht – die Holzschächtelchen – wird an russische Verantwortliche übergeben.
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5. Tag – Russland (St. Petersburg)
Eine Metropole tut sich vor uns auf: hohe Häuser, geschäftige Straßen gesäumt von Plakaten mit einer Schrift, die wir nicht kennen, Ladas und überfüllte Straßenbahnen, Menschenmassen, die sich hektisch auf den steilen, elendslangen Rolltreppen zu den U-Bahn-Stationen auf- und ab bewegen und eine fremde Sprache sprechen, pompöse Sehenswürdigkeiten – kurz, eine charmante Stadt, die uns den Atem raubt, holt uns in die Gegenwart zurück: St. Petersburg, das geheime „Venedig des Nordens“.
Aber wie passt das zusammen mit dem, was wir durch die Fenster unseres Nostalgiewaggons gesehen haben? Eine unerklärliche Spannung baut sich auf.
Noch haben wir keine Zeit uns damit auseinanderzusetzen, denn unser 7-köpfiges Team ist unterwegs zur österreichischen Botschaft in St. Petersburg und hat zunächst andere Probleme.
„Sie müssen verrückt sein! Ohne offizielle Einladung ist es nicht möglich nach Russland zu fahren. Sie dürften gar nicht hier sein!“…poltert uns eine Stimme entgegen.