Nanu, denke ich, sie hat die Wüste und ihre Ente (2CV) über­lebt und den Winterschlussverkauf bei Kar­stadt, und schaue ängst­lich hinterher. Der Mann aus Bangladesch mit diesem dornenvollen Leben jagt seinen Wagen kreuz und quer über drei bis acht Spuren durch den dichten Verkehr, von oben muss es aussehen wie die Ver­folgungsjagd von O. J. Simpson (auch wenn wir nicht in einem Ford Bronco sitzen), und mir kommt der Ge­danke, als preiswerter Statist in einem Ami-Krimi missbraucht zu werden.

 

»Nie hat jemand den Weg vom Flughafen nach Manhattan flotter zurückgelegt als wir«, meint meine Freundin lapidar, bevor sie sich wieder der Aussicht da draußen widmet.

Mürrisch katapultiert er unachtsame Fahrer zur Seite, schüch­tert mit der Faust ein, wenn die Reaktion ein Hupen ist, droht mit Wort­­salven, wenn die Reaktion kein Hupen ist. Er ist ein sehr cho­le­rischer, schlecht rasierter, schlecht gewaschener, schlecht Auto fahrender, bestimmt schlecht riechender Taxifahrer, der für den Erwerb seines Yellow-Cab-Scheins, so verstehe ich ihn, vier Monate auf Essen und Trinken und Schlafen verzichtet hat.

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Er selbst pfeift aus dem letzten Loch, von denen ich nicht weniger als fünf zwischen seinen Schulterblättern zähle. Da ich seinen Namen so schnell vergessen habe wie die Wetter­vorhersage, nenne ich ihn Bangla. Das finde ich gerechtfertigt, denn Angst scheint er nicht zu kennen. Im Augenblick hupt und flucht und gestikuliert er – nun, das finde ich keineswegs besorg­nis­erregend, denn er scheint das Recht des beklagenswerten Bangladeschers, einge­klemmt zwischen Indien, Myanmar und dem Himalaja, auf seiner Seite zu haben. Dieser Mann, der, als er dann später vor dem Hotel so vor uns steht, ein kleiner Wicht ist, nicht größer als Humphrey Bogart mit Stöckelschuhen, hüpft die Fahrstreifen rauf und runter, schert sich kaum um die Vorfahrt anderer Fahrer und prüft unsere Jet­lag­­nerven ein ums andere Mal. Das Gesicht meiner Freundin hat sich mitt­ler­weile weiß gefärbt, obwohl sie, wie ich schon sagte, die Wüste und ihre Ente und den Winterschluss­verkauf bei Karstadt überlebt hatte (eine feine Leistung, wie ich ihr immer wieder ein­ge­stehen muss).