Nacht im Dschungel

Mit einer Isomatte und einem Moskitonetz errichten wir unser Nachtlager am Ofi Creek. In einem dieser Abenteuerreiseführer hatten wir gelesen, dass Salz Insekten abhält. Daher holen wir unser Kilopaket aus dem Rucksack und ziehen eine feine Spur Salz um unsere Matten. Kelly hat so etwas noch nie gesehen, er staunt mit großen dunklen Augen, aber er schweigt! Längst hat er seine Wanderschuhe ausgezogen und läuft barfuss umher. Daneben sehen wir ziemlich albern aus, wie wir auf Knien um unsere Matte rutschen und Kochsalz verstreuen. Wir beschließen, dass das wohl doch überflüssig ist, nutzen lieber das Salz für unsere Spaghetti. Kelly trinkt mal wieder einen Schluck aus seinem mit rotem Sirupwasser gefüllten ¼-Gallonen-Kanister und wirkt zufrieden. Er wird gesprächiger, berichtet von seiner großen Leidenschaft: dem Rugby. Quasi als Gute-Nacht-Geschichte gesteht er uns, dass er noch nie zuvor diesen Kokoda-Trail gegangen sei, aber immerhin schon einmal eine Karte von dem Gelände gesehen habe. Auf die Idee sie einzustecken, kam er nicht. Doch er beruhigt uns, er habe sich schließlich die markanten Punkte für die fünftägige Tour durch den Dschungel eingeprägt! Jetzt schweigen wir. Die Nacht ist laut und stockfinster. Nur vereinzelt blinkt irgendwo ein Stern hoch oben zwischen dem Dach aus Laub. Gleichmäßig rauscht der Ofi Creek. Doch das ist es nicht. Irgendetwas kreischt, anderes hämmert. Da ist irgendwo auch ein Gurren, ein Knurren und dann hoch oben ein Klatschen.

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Dann brechen Äste. Ich will gar nicht wissen, was das alles im Einzelnen bedeutet. Gefährliche Tiere gibt es in den Bergen von Papua Neuguinea eigentlich nicht, vielleicht ein paar Schlangen, Käfer oder so? Die anderen sind bestimmt auch ständig wach – doch wer redet schon gerne darüber in finsterer Wildnis, wenn direkt daneben Kelly selig schläft. Mein Herz rast, die Muskeln schmerzen, der Rachen ist trocken. Diese Nacht bringt kaum Erholung. Und dann geht es los. Ein ohrenbetäubendes Vogelgezwitscher aus Tausenden Kehlen. Gesänge, Gekreische, Gejohle - unglaublich. Der Busch erwacht. Wenig später endlich die erste Dämmerung, dann Sonne. Sofort wird es warm, der Tag verdrängt die kühle Luft, es ist schon früh drückend schwül.