Tag fünf unserer Tour ist erreicht. Der Schlussspurt wird allerdings ein holpriger Gang auf Blasen und entzündetem Fußballen. Wir reden nicht viel, wir müssen um jeden Kilometer kämpfen. Wir tapsen noch einmal sieben Stunden durch sengende Sonne. Wir müssen rauf und runter und dann durch nicht enden wollende Gurkenplantagen. Das letzte, was ich vom Kokoka-Trail sehe, sind tatsächlich Gurken. Nichts als Gurken. Ja, we are coming closer. Kelly meint, wir müssten ihn irgendwann einmal in seinem Dorf besuchen. Dann könnten wir ja einen Kaffee zusammen trinken, aber auf diesen Trail würde er keinen Fuß mehr setzen.

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Wantoks nennt er uns jetzt, das bedeutet in Pidgin-Englisch so viel wie Landsleute, wie Brüder, wie Freunde. Vor uns liegt das Ziel. Zum Jubeln fehlt die Kraft, aber es ist ein Triumph. Kokoda, ein Name, ein Ort, ein Wunsch mit jedem Schritt. Es ist nichts, was wir unbedingt gesehen haben müssten, aber es ist ein Dorf mit einem Kiosk. Das Fenster ist vergittert, hat nur unten einen kleinen Schlitz zum Durchreichen. Geld für kalte Limonade. Geld für kaltes Bier. Geld für spears, diese Zigaretten in Zeitungspapier. Wir liegen im Gras, Kelly raucht und schweigt. In der Glut verschwindet Druckerschwärze. In unseren Kehlen hastig kühle Getränke. Wie schön kann trinken sein.
September 1994, Nils Rode 
selbst organisiert, bisher unveröffentlicht