Puerto Eden beispielsweise, ein kleines Nest mit 200 Einwohnern, ist nur mit dem Schiff erreichbar. Ein- bis zweimal in der Woche kommt in der Nähe die Fähre von Puerto Montt nach Puerto Natales vorbei. Dann ziehen ihr jeweils ganze Konvois von Booten entgegen, bringen Menschen und Material zum Schiff, nehmen Menschen und Material mit dem Ziel Puerto Eden an Bord. Die Bucht von Puerto Eden ist zu flach, der Hafen zu klein für die große Fähre. In Puerto Eden wohnen die letzten Nachkommen der Alacalufe-Indianer, einem Volk von Seenomaden, das Jahrtausendelang Kälte und Sturm getrotzt hat, dann aber der Begegnung mit unserer Zivilisation nicht gewachsen war. Die Häuser von Puerto Eden sind auf Stelzen erbaut, damit das Regenwasser unter ihnen durchfliessen kann. Strassen gibt es nicht. Jedoch eine Schule mit Internetanschluss, eine Polizeistation, einige Läden und eine Post mit Satellitentelefon. Auch die Verwaltung des Nationalparkes befindet sich hier und Puerto Eden ist der Heimathafen unserer „YEPAYEK“.
 
Puerto Eden
 
Wir sind sieben Biologen aus verschiedenen Ländern und teilen uns die bescheidenen Räumlichkeiten an Bord unseres Schiffes mit der Besatzung. Die Schlafräume liegen unten im Rumpf, sind über eine steile Treppe zu erreichen und haben keine Fenster. Während meine Kollegen auf 3 Stockbetten im hinteren Raum schlafen, bin ich vorne bei der Besatzung untergebracht. Als Jugendlicher habe ich mehrere Jahre in Brasilien gelebt und war später einige Jahre in verschiedenen Ländern Südamerikas als Biologe tätig, verstehe mich daher gut mit ihnen.
Zweck unserer Reise ist es, die Unterwasserwelt der Region zw. Puerto Natales und der Isla Wellington zu erforschen.
An ausgewählten Stellen tauchen wir entlang der steilen Fjordwände bis zu einer Tiefe von etwa 30 Metern und dokumentieren, was wir finden.
Während sich die Fjordlandschaft oberhalb der Wasserfläche atemberaubend, aber eher karg und lebensfeindlich zeigt, treffen wir unter Wasser eine Fülle von Organismen an – hier herrscht das „blühende Leben“. Zum Teil sind es bisher unbekannte Tier- und Pflanzenarten, die noch kein menschliches Auge gesehen hat. Alle Farben des Spektrums sind hier vertreten.