Als die Sonne untergegangen ist, finden wir uns in der Bar zur Happy Hour ein, erzählen und geniessen eine Pina Colada, die mich müde und schläfrig macht, so dass ich mich bald in mein Zimmer verziehe.

Um 7.00 Uhr ist Frühstück im Freien mit Blick aufs Meer angesagt. Es ist schon jetzt sehr warm, sonnig und windstill. Kurz vor 8.00 Uhr steigen wir in ein kleines Boot und los geht es zu den Islas Ballestas, auf die ich mich schon so freue und die der Hauptgrund dafür waren, dass ich das Nachprogramm gebucht habe.

Schon nach wenigen Minuten sehen wir die ersten Seelöwen, die im Wasser ihr Frühstück suchen. Unterhalb der Steilküste sitzen Pelikane in der Morgensonne und kurz darauf sehen wir den „Candelabro", ebenfalls ein riesiges, 50 m langes Scharrbild im Wüstensand, dessen Herkunft und Bedeutung bis heute nicht geklärt sind.

Von weitem sehen wir die grosse majestätisch daliegende Felsgruppe der Islas Ballestas. Dann fürchten wir, einer Fata Morgana begegnet zu sein, als die Inseln plötzlich vom Nebel verschluckt werden. Doch der Nebel verschwindet ebenso rasch wieder wie er gekommen ist, und plötzlich sind wir bei den Inseln. Was nun folgt, ist kaum zu beschreiben, das muss man selber sehen und hören und erleben.

 

Um 13.00 Uhr kommen Ulli und Brigitte begeistert von Ihrer Fahrt bzw. von ihrem Flug über die Nasca-Linien zurück. Dann steigen wir alle in den kleinen Bus und fahren ca. 1 Stunde zur Halbinsel Paracas. Um uns herum nur Wüste, Sand und hohe Dünen. Es ist eine total lebensfeindliche und unwirtliche Landschaft. Als Orlando sagt, dass es eine kleine Fischersiedlung gibt und wir zuerst die Kathedrale besichtigen werden, regt sich innerer Widerstand. Also auf Kirche oder Kathedrale habe ich nun wirklich keine Lust mehr und grolle still vor mich hin, denn ich hatte mich total auf einen Naturtag eingestellt und im übrigen Kathedralen satt. Und wieso sollte in einer kleinen Fischersiedlung überhaupt eine Kathedrale stehen? Sicher war es ein kleines, runtergekommenes Dorfkirchlein.

Denkste, die „Kathedrale" entpuppte sich als eine wunderschön geformte Felsgruppierung direkt unter der Steilküste im Pazifik. Mit etwas Phantasie konnte man in diese Felsen schon eine „Kathedrale" hinein interpretieren. Eine grosse Menge an Kormoranen, Guanotölpeln und Seeschwalben waren auf diesem Felsen zu Hause. Da hatte ich Orlando also Unrecht getan, freute mich aber über diesen tollen Felsen jetzt umso mehr. Die Erosion hatte im Laufe der Zeit einen Bogen ausgehöhlt, durch den man hindurchschauen konnte. Wir hatten einen weiten freien Blick einerseits in die platte kahle Wüste, andererseits auf das weite Meer und die herrliche Steilküste mit vorgelagerten Felsbrocken und Inselchen. Das gelbrote Gestein bildete einen wunderschönen Farbkontrast zum tiefblauen Meer.