Wir liefen drei Stunden durch diesen Zauberwald, der an Flora-Vielfalt nicht zu überbieten und von Wasserläufen und einem langgezogenen Teich mit Seerosen darauf durchzogen ist. Auf dem Rückweg entdeckten wir noch verschiedene Geckos und Singvögel und waren total begeistert. 90 % der Flora und Fauna Madagaskars sind endemisch, das heißt, das diese Arten nur hier und sonst nirgends auf der Welt vorkommen. Dies ist geschichtlich bedingt, denn vor ca. 100 Millionen Jahren hat sich Madagaskar vom zerberstenden Urkontinent Gondwanaland abgespaltet und ist 400 km weit in den indischen Ozean abgedriftet und liegt heute vor der Küste von Mozambique. Alles, was sich auf dem abgedrifteten Landteil befand, hat sich eigenständig und unbeeinflusst entwickelt. So konnten sich allein auf Madagaskar 29 Lemurenarten entwickeln, die fast alle endemisch sind. Groß- und Raubtiere gibt es auf der Insel nicht, wenn man von der Fossa, einer kleineren Raubkatze, absieht. Die Entfernung zum afrikanischen Kontinent ist zu groß, als dass andere Tiere und Pflanzen hierher gelangt sein könnten. Und so ist Madagaskar besonders für Biologen und Zoologen auch heute noch ein - sehr gefährdetes - Paradies, das jedes Forscherherz, aber auch jeden natur begeisterten Laien fasziniert. Madagaskar ist übrigens so groß wie Frankreich und die Schweiz zusammen, hat eine Nord-Süd-Ausdehnung von 1580 km und eine Breite von maximal 500 km. Heute leben ca. 17 Millionen Menschen auf der Insel. 

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Unsere Mittagspause machen wir bei einem Terrassenrestaurant, wo uns ein Kampfhahn samt Henne gierig das Baguettebrot aus der Hand frißt. Wir fahren weiter durch bergig-hügelige Landschaft voller Ravenala-Palmen, aber leider auch mit vielen gerodeten Hängen. Damit wir nicht faul einen Mittagsschlaf halten, schickt Roger uns raus in die feuchte Hitze, und wir laufen ein Stück weit. Dabei werden wir - wie könnte es anders sein - wieder von "Wassa"-rufenden Kindern begleitet. Dann aber müssen wir uns sputen, denn wir dürfen unser Boot nicht verpassen, das uns heute nach Ankanin ny Nofy, zum berühmten Buschhaus bringen soll. Je näher wir der Küste kommen, desto fruchtbarer und flacher wird die Landschaft. Unterwegs kaufen wir noch eine riesige Jackfrucht und viele kleine Bananen und bestaunen diverse exotische und für uns fremde Früchte. In diesem schwülheißen Klima gedeihen viele Obstsorten besonders gut, vor allem die Litschis, die hier an riesigen Bäumen hängen. Sie sind jetzt noch klein und grün, aber im Januar gibt es reichlich Ernte. Ich werde daran denken, wenn ich sie im Winter hier zu kaufen bekomme. Hier ist auch ein großes Anbaugebiet für Kaffee, Orangen, Vanille, Zuckerrohr und Gewürznelken.