Schwierige Situation für uns Mitteleuropäer, denn das begehrte Gut lag bretzelbreit auf einem der Tische, direkt vor unserer Nase. Dies schien mir denn auch der geeignete Moment, mich aus dem Gespräch auszuklinken und auf die intra-ägyptische Diplomatie zu hoffen (wir hatten Fürsprecher gewonnen).
Über die nichtvorhandenen Plakate hinweg wurde noch eine Weile hin und her diskutiert, bis man eine Lösung fand, bei der niemand sein Gesicht verlor. Und so waren wir zufrieden, mit bunten A4-Aufklebern abziehen zu können. Diesen Auftritt hatten wir gehörig vergeigt.
 
Der letzte Teil der Reise, hinter Matrouh, geht durch die Wüste. Mein Reiseführer hält den Kommentar für diese Region recht kurz: "Darüber hinaus (Marsa Matrouh) gibt es an der Küstenautobahn bis zur libyschen Grenze fast nichts Bemerkenswertes." (Quelle: National Geographic Traveler Ägypten). So ist es denn auch. Hier gibt es so gut wie nichts mehr. Ein paar Beduinendörfer, Sanddünen, ein paar Leute auf Eseln und die lange gerade Straße. Wenn wir an jemanden vorbeifahren, der in dieser Einöde unterwegs ist, steht ihm die Frage stets ins Gesicht geschrieben: Was sind das für welche? Wohin wollen die?
 
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 Schließlich machen wir eine Pause im Nichts. Na ja, im Fast Nichts. Viel wächst hier nicht mehr – immerhin ein Sommerwurz, den alle fotografieren wollen. Ein Polizeiwagen hält.
Irgendwelche Probleme? - Nein, nur Blumen.
Die spinnen, die Europäer!
 
Hinterher drehen sich die Gespräche wieder um Themen, von denen ich bis gestern noch keine Ahnung hatte, die für den astronomisch bewanderten Sonnenfinsternisfahrer hingegen das tägliche Brot darstellen: die Vorzüge der guten, alten Russentonne, die kaum beobachtbaren fliegenden Schatten, die logarhythmische Abstufung der normierten Foliendichten und - ganz heiß gehandelt - die Singularität des Perlschnurphänomens. Das klingt alles enorm aufregend und ich bin gespannt zu erfahren, wie die Praxis aussehen wird.
 
 
Dienstag, 28. März 2006
 
Bei der Ankunft in As Sallum, der Stadt direkt an der Grenze zu Libyen, sind wir überrascht von der organisatorischen Stärke vor Ort. Generell klappt es mit der Verteilung und logistischen Versorgung der Leute ganz prima. Beim großen Militärposten am Stadteingang findet bereits die Einteilung in Zeltlagerzonen statt.
 
Wir sind dem Bereich 'Gelb', der Zone 'M' zugeteilt. Es geht bis 'Y' und 'Z'. Bunte Banner in den Farben der Zonen wehen überall in der Stadt. Auch der Ort des SoFi-Camps ist ideal gewählt. Hoch oben auf einem weitläufigen Plateau, fast 200 Meter über dem Meer und der Stadt. Ganz offensichtlich militärisches Sperrgebiet.