Das erste Prinzip ihres ausgeklügelten Konfliktminderungssystems ist das Teilen. Früher wurde die Jagdbeute und die gesammelten Früchte und Pflanzen geteilt, ganz gleich, wer etwas gefunden oder gefangen hatte, heute nicht nur dies, sondern beispielsweise auch der spärliche Gewinn des Campingplatzes, den die vier oder sechs San - Gruppen aufgebaut haben. Wir sind die einzigen Gäste des Platzes. Ein Fest, vier Buschmänner nebeneinander sitzen zu sehen, wie sie nacheinander vorsichtig unser Geld nachzählen, um es sogleich gerecht aufzuteilen. Und von den zwei Tabakbeuteln, die wir persönlich unserem Übersetzer als Dankeschön überreichen, wandert einer wie selbstverständlich zu den anderen Männern. Und aus dem übrig Gebliebenem bietet er allen eine Prise an. Geteilte Freude, geteiltes Leid.

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Das zweite Prinzip des Konfliktvermeidungssystems ist das allabendliche Lagerfeuer, an dem jeder der Reihe nach seine Erlebnisse, Gedanken und Gefühle des Tages erzählt. Da gibt es keine Vormachtstellung des Headmanns gegenüber allen anderen oder der Männer gegenüber den Frauen. Die religiösen Vorstellungen der San beschränken sich nicht wie im Christentum auf einen – wohlgemerkt männlichen - Gott, sondern umfassen ein göttliches Urelternpaar: den männlichen Kxyanima und die weibliche Kxyanike. Dementsprechend gibt es eine Statusgleichheit zwischen Mann und Frau.

 

Das dritte Prinzip der Konfliktvermeidung ist schließlich der gemeinsame Tanz und das gemeinsame Singen, all das, was die Gruppe aneinander bindet, was Aggression in Bewegung, innere Spannung in Gestik übersetzt. Umsetzt und auflöst. Die Buschmänner kennen eine Reihe von Trance-Tänzen, aus denen sie Kraft schöpfen, denn in ihrer Welt gibt es Huwe, das Gute und Göttliche und Gawa, das immerhin von Huwe erschaffene Böse, und beides braucht ein Gleichgewicht.