ser Tag bescherte uns wieder einen absoluten Höhepunkt dieser Reise: die Wanderung durch den Canyon des Ohrigstad-Flusses, die mit das Schönste war, das mir an Natur bislang begegnet ist. Wer auch nur ein bißchen romantisch veranlagt ist, gerät bei dieser Wanderung ebenso ins Schwärmen wie ich. Alle, die von unserer Gruppe einigermaßen trittfest und gesund waren, konnten die Wanderung mitmachen, die nicht ganz gefahrlos war und über Stock und Stein führte. Etliche unserer älteren Herrschaften verzichteten, und auch die "Säufer" aus der fünften Reihe trauten sich das realistischerweise nicht zu. Vermutlich war ihnen trinken auch lieber als laufen. Mir war es recht, daß etliche nach dem ersten Teilstück umdrehten und wieder in Richtung Camp liefen. Der Rest der Truppe hatte Sinn für Naturschönheiten und palaverte nicht dauernd wild herum, wie dies vorher der Fall war. Es waren halt immer dieselben.

 

Ich hätte heulen können und war schier fassungslos, daß mir sowas ausgerechnet hier angesichts solcher Traummotive passiert war. Lieber hätte ich einen anderen Film geopfert, aber nicht gerade hier bei diesen spektakulären Gelegenheiten. Ich war untröstlich und für den Rest des Tages geknickt. Und erst die Zusage von allen Seiten, mir massenhaft Elefantenfotos zu schicken, konnte mich so langsam wieder beruhigen. Dabei hatte ich als einzige auf dem Logenplatz neben Erwin gesessen und total freie Sicht gehabt. Ich darf gar nicht mehr daran denken. Ich wußte allerdings, warum ich den Film so nachlässig eingelegt hatte, es war nämlich mittags gewesen, als ich solche Kreislaufprobleme hatte. Da wollte ich vor der Pirsch noch schnell-schnell den Film wechseln und war dabei offensichtlich nicht so sorgfältig wie gewohnt. Daß ich für diese Nachlässigkeit aber so büßen mußte, finde ich jetzt noch ungerecht.

 

Der Kerl war bösartig, vielleicht hatte er eine Verletzung. Dennoch ließ er uns schließlich vorbei, und wir machten schöne Fotos von dem Riesenkerl.

Auf dem weiteren Weg zum Olifants-Camp begegneten uns herdenweise Giraffen, die nah am Weg die Blätter von den hohen Akazien fraßen. Sie rannten nicht weg, sondern blieben in einer Entfernung von 10 Metern ruhig stehen und schauten uns mit ihren großen, seelenvollen Augen an. Was für herrliche Geschöpfe! Und wie hautnah! Es war schon ein großartiges Erlebnis.

 

Etliche von uns hatten sich Rondavels gemietet, das sind kleine runde Hütten, wie sie auch die einheimischen Schwarzen bewohnen. Sie sind rietgedeckt und sehr gut isolierend.

Am nächsten Tag, einem Sonntag, starteten wir um 7.00 Uhr zu unserer ersten Pirschfahrt. Ich saß die meiste Zeit vorn bei Erwin und hatte dadurch eine tolle Aussicht. Uns begegneten Zebras und Kudus und massenhaft Impala- oder Schwarzfersenantilopen, die ich kurzerhand Impis nannte. Und dann nannte der ganze Bus sie nur noch Impis. Sie begegneten uns zu Tausenden. Dann tauchten die ersten Giraffen auf, dann wurden es immer mehr, und bald hatten wir die gesamte Fauna Afrikas beisammen. Scheue Gnus, gelbschnäbelige Tokos, jede Menge Paviane, die sich vor uns auf der warmen Teerstraße aalten und uns zu Lachsalven hinrissen, dann Dik-Diks (die kleinste Antilopenart), Elefanten, Flußpferde, Wasserböcke u.a. Unsere Kameras klickten wie rasend. Waren wir bei der ersten Impala noch in die Höhe geschossen und hatten aufgeregt den Atem angehalten, so konnten uns nach einigen Stunden selbst 100 Impis nicht mehr hochreissen. Wie schnell man doch satt wird!