Willi war ebenso wie die vier Damen, die immer um ihn herum waren, über 70 Jahre alt, und nachdem er der einzige Mann in diesem Grüppchen war, sollten ihn nun also diese vier Damen hochheben, um die Theorie der vier Zeigefinger zu bestätigen. Willi setzte sich also auf den Hocker, die vier Damen legten ihm vorschriftsmässig erst nach und nach alle ihre Hände auf den Kopf, nahmen diese dann wieder herunter und hoben dann auf Kommando nur mit je einem Zeigefinger den Willi in die Höhe. Alles johlte und lachte, es war kaum zu fassen, und Erwin stand total entgeistert da und faßte sich an den Kopf. Nach und nach wurde jeder von uns in wechselnden Mannschaften gehoben, und dennoch hat keiner so recht begriffen, wieso das klappte, daß selbst Schwergewichtler so leicht wie ein Kind zu heben waren. Wir hatten auf jeden Fall einen unbändigen Spaß an der Sache und sprachen noch am nächsten Tag davon.

Die Zeit rannte uns davon, und heute war schon der 22.11.89. Wir hatten nur noch zwei Tage Zeit, dann sollte die Reise zu ende sein, und so langsam beschlich mich der Abschiedsschmerz.

 

Am Abend gab Erwin einen aus, das hatte er uns wegen der Pannen am Anfang der Reise versprochen, aber ich glaube, kein Mensch hätte daran gedacht. Da es saukalt wurde, gingen wir alle in das Koch- und Waschhäuschen, das in der Nähe stand, holten unsere Tische und Hocker, und nachdem wir auch noch Kerzen angezündet hatten, war die Atmosphäre ganz gemütlich.

 

Wir standen atemlos am Rand dieses unwahrscheinlichen Lochs und staunten über die Gesteinsschichten und vielen Farben von hellsandfarben bis schwarz und gestreift. Die runden Löcher haben eine wundervolle Harmonie. Man könnte stundenlang fotografieren. Es soll angeblich Glück bringen, wenn man eine Münze in einen bestimmten runden Steintopf wirft, aber es ist schwer, ihn zu treffen. Ich treffe zwar nicht, bin aber trotzdem sicher, daß ich Glück habe.

 

 

Wie benommen und besoffen vor Glück verließ ich diesen traumhaften Ort. Wie schön, daß wir noch eine Mußestunde hatten, bevor es wieder weiterging. Ich duschte und träumte dann noch ein Weilchen in der Sonne vor mich hin. Mir kam das alles so unwirklich vor.