Tansania Reisebericht:
Showdown im Selous Game Reserve 

Hinter den Akazienwäldern drängt die glutrote Sonne zum Aufgang. Seit Menschengedenken und länger wird der Vorhang für das magische Spektakel in der Savanne Tag für Tag aufs Neue hochgezogen. Aus der nur wenige Meter entfernten Baumgruppe heult es herzzerreissend; im hüfthohen, rose schimmernden Gras piept es; und die ersten Weißkopfadler ziehen mit wachen Augen ihre ersten Runden hoch über uns.

Nur vor unserem Wasserloch tut sich rein gar nichts. Aufmerksam scannen wir die Umgebung und spähen durch die Dachluke unseres Landcruisers. Selbst nach einem halben Jahr in Afrika ist eine Safari immer noch so spannend wie beim ersten Mal. Safari bedeutet Anspannung und Konzentration zum Quadrat. Man ist gespannt, welche Tiere den Weg kreuzen. Und man ist massiv darauf konzentriert, sich nicht einmal das kleinste Detail des Busches entgehen zu lassen.

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Bereits die zweite Nacht hatten wir uns am öffentlichen Campingplatz einquartiert, um möglichst nah am Geschehen zu sein. Andere Reisende erzählen uns immer wieder, dass sie wegen der unbekannten Geräusche im Busch kein Auge zu tun. Wir schlafen wie Babies. Die vielstimmige Geräuschkulisse ist beruhigender als jedes Wiegenlied.

Die Warterei zermürbt. Kurt wagt es, das Fahrzeug zu verlassen, um die Lage zu sondieren; vielleicht haben wir ja von oben ein Detail verpasst. Mit behender Leichtigkeit sprintet aus dem Nichts ein Flusspferd in Richtung Wasser. Nur ein wagemutiger Sprung ins Wageninnere verhindert Gröberes. Nicht umsonst gilt das Nilpferd als das gefährlichste Tier Afrikas, denn man unterschätzt sie pfeilschnelle Wendigkeit der Kolosse an Land, wohin sie sich in der Nacht zurückziehen, um zu grasen und sich zu stärken. In der Dämmerung jeweils am Abend und am Morgen ist mit Flusspferden nicht zu spaßen. Jährlich sterben unzählig Menschen nach Attacken von Nilpferden – im Gegenzug dazu ist die Zahl der Menschen, die in die Fänge eines Löwen geraten, verschwindend gering.

Der Tag fängt ja schon gut an. Und das erste Abenteuer wird auch nicht das letzte des heutigen Tages sein. Jeder Tag in Afrika ist ein Abenteuer. Man weiß nie, wo die Löwen gerade faul im Schatten liegen und ob die Kokosnuss genau da hinunter fällt, wo man sich in der sengenden Hitze über einen schattigen Flecken freut.