Nun wandern wir im Schneesturm der Küste entlang in Richtung einer der weltgrößten Pinguinkolonien. Die Landschaft ist strukturlos weiß, es liegt ein düsteres Licht über der Bucht. Alle Geräusche verschluckt der Schnee und es herrscht eine dumpfe Stille, bis wir vorbei an zahlreichen jungen Pelzrobben und über einige Hügel plötzlich vor der riesigen Kolonie der Königspinguine stehen. Atem raubend reihen sich in der Schwemmebene eines Gletscherflusses links und rechts die Vögel wohl 2 km dicht an dicht. Das ferne Ende der Kolonie verschwindet durch den dichten Schneefall im grauen Nichts. Darüber liegt der vom Wind verfremdete Dauerton tausender nasal rufender Pinguine. Exotischer und faszinierender kann kein Platz der Welt sein.
 
Wir verteilen uns langsam um die schwarzweiße Vogelmasse. Passt man sein Schritttempo dem der Pinguine an, zeigen sie keinerlei ängstliche Reaktion. Im Gegenteil folgen uns neugierige Trupps beharrlich im Gänsemarsch. Nur hastige Bewegungen sollte man vermeiden. Wohl 100.000 Königspinguine halten sich hier auf und man schätzt, dass diese Vogelansammlung größer ist, als die der Salisbury Plains, die wir in 2 Tagen aufsuchen wollen.
 
Da diese Art rund ums Jahr brütet, kann man alle Phasen ihres Lebens gleichzeitig beobachten. Eiübergabe, Fütterung der Jungen, Schlüpfvorgänge, Revierstreitigkeiten, Kindergartenbildung der Jungvögel, Paarungsrituale, Tod und Verwertung durch Skuas, Riesensturmvögel und Scheidenschnäbel oder Baderituale im Süßwasser des grauen Flusses. Stundenlang können wir hier intensiv alle Verhaltenweisen studieren, fotografieren, filmen und auch zeichnen, wie Ingo, unser Professor aus Leipzig, der in der riesigen Vogelmasse auch noch sensationell einen der seltenen Schwärzlinge entdeckt, der etwas abseits der großen Menge steht. Immer wieder ziehen kleine Trupps von Rentieren teils mitten durch die Pinguine. Ein kurioser Anblick, Tiere der nördlichen Breiten mit denen des tiefen Südens gemeinsam anzutreffen, sonst nur im Zoo möglich.
 
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