Unser erster Ausflug in Südgeorgien führte uns in einen 14 km langen Fjord ganz im Süden. Dieser ist nach dem deutschen Forscher Drygalsky benannt, dem Leiter der deutschen Antarktisexpedition 1901. Im Fjord hatten wir Windstärke 7 und unser Kameramann musste sich hinter die Reling ducken, um beim filmen nicht fort geblasen zu werden. Staunend standen wir vor den meterhohen, tiefblauen Gletscherwänden und schauerten, wenn Eisbrocken tosend ins Meer krachten. Am Abend fuhren wir mit den Zodiaks durch die Kelpwälder. Das sind dicke, gummiartige Pflanzen, die größten auf Südgeorgien, in denen sich Robben und Pinguine wie in einem Unterwasser-Wald verstecken.
 
 
 
Pelzrobben
 
Endlich, der erste Landgang. Freudig stürzten wir uns auf die Pelzrobben – wir mussten erst lernen, dass man vor denen eher weichen sollte. Unter den Robben gibt es zwei Familien: Die Hundsrobben, das sind die, bei denen man kein Ohr sieht und die sich so unbeholfen fortbewegen, z.B. der See-Elefant. Und die Ohrenrobben, bei denen sieht man deutlich die Ohrenzipfel, und die können sich sehr schnell und effektiv fortbewegen. Dazu gehören auch die Pelzrobben. Insbesondere die jugendlichen Rotzer konnten schneller rennen als ich, und obwohl sie kurzsichtig sind beißen sie zielstrebig Gummistiefel durch. Sie sind extrem territorial, schon wenn sie nur wenige Tage alt sind. Und das hat folgenden Grund: die Antarktis ist zum größten Teil von Gletschern bedeckt, für die Tiere bleibt also nur ein schmaler Uferstreifen, auf dem sie leben und ihre Jungen aufziehen können. Hier hängen sie dann in großen Haufen aufeinander. Wenn die Mütter nun von der Jagd im Wasser zurückkommen müssen sie in diesem ganzen Gewimmel ihre Jungen wieder finden. Das schaffen sie einmal durch ihren speziellen Ruf und weil sie sich auf die Territorialität ihrer Jungen verlassen können: die sitzen noch immer an derselben Stelle.
Die Pelzrobben waren um 1820 schon fast ausgerottet, und das alles wegen ihrem schönen Pelz. Die Weibchen wurden mit Keulen erschlagen und die Männchen mit Lanzen erstochen, dann wurden sie gehäutet und in Salz eingelegt. Die Art hat sich aber zunehmend erholt, heute ist es die häufigste Robbenart auf der Welt. Ein Grund für die massenhafte Zunahme ist der Walfang: als es immer weniger Wale gab nahm die Menge an Krill zu und die Robben besetzten die freigewordene Nische in der Nahrungskette. Heute können die Pelzrobben schon zum Problem für andere Tierarten werden: sie „zertrampeln“ die Tussockgras-Hügel in denen Sturmvögel nisten und Schutz vor Temperatur und Feinden suchen. Und auch die Albatrosse verlassen ihre angestammten Plätze, wenn dort zu viele Pelzrobben herumwälzen.