Auf Südgeorgien haben die Königs-Pinguine ihr größtes Verbreitungsgebiet. In der St. Andrews Bay brüten 150.000 Paare, das ist die größte Kolonie. Meiner Ansicht nach sind die Könige die zutraulichsten unter den Pinguinen. Neugierig kommen sie zu uns heran, wollen sich in unser Gespräch einmischen und auch mal sehn, was ich im Beutel habe. Dabei halten sie, ähnlich wie Hühner, den Kopf schief um mich klar sehen zu können. Auf Bildern verwechselt man Königspinguine leicht mit den Kaiserpinguinen, die jeder aus dem Film „Die Reise der Pinguine“ kennt. Aber meist kann man schon an der Umgebung erkennen welcher von beiden es ist: Steht er auf dem Eis ist es sehr wahrscheinlich ein Kaiser. Steht er im Matsch oder im grünen Gras ist es mit Sicherheit ein König. Gut 30 cm sind sie kleiner als die Kaiser und wiegen mit ca. 15 kg auch nur etwa die Hälfte. Egal, zu welcher Jahreszeit man die Könige besucht, man sieht immer alle Entwicklungsstadien: brütende Tiere, frisch geschlüpfte Kücken und Jungtiere allen Alters. Da ihr Brutzyklus länger als ein Jahr dauert durchlaufen sie ihn nur zweimal aller drei Jahre. Es gibt Früh- und Spätbrüter, deswegen kommt es zu diesem bunten Durcheinander. Sie legen nur ein Ei, und, genauso wie die Kaiser, bauen sie kein Nest. Sie tragen das Ei 54 Tage auf ihren Füßen herum, versteckt unter einer Hautfalte.
In dieser Falte kauern später auch die Kücken gern, dort ist es warm und sicher. Es muss wohl zu schön sein dort drin, denn ich sah auch Jungtiere, die schon viel zu dick waren um in diese Hautfalte zu kriechen, aber die es dennoch unermüdlich versuchten. Mit 6 Wochen bekommen die Kücken das typische braune „Wuschelfell“. Dann sehen sie aus wie zerlumpte Punker und während sie jämmerlich im tiefen Matsch stehen höre ich sie fragen: „Haste ma ´ne Mark?“. Ab diesem Alter besuchen sie den Kindergarten, damit ihre Eltern endlich in Ruhe fischen können.
„Haste ma ´ne Mark?“
Beim Anblick der dicken Pinguinkücken tropf den Skuas schon der Zahn. Die fast 70 cm großen Raubmöwen sind der ärgste Feind der Pinguine und lauern immer in ihrer Nähe. Am Schnabel sitzt ein spitzer Haken, und manchmal rotten sie sich zusammen und überfallen arme Pinguinkücken. Man sagt, Skuas verhalten sich wie Piraten. Sie belästigen andere Vögel und zerren an ihren Schwänzen und Flügeln, um ihnen die Nahrung zu stehlen.
Vor unserem nächsten Landgang verloren wir ein Zodiak im „White-out“. Ich hatte schon einiges darüber gelesen, aber erst jetzt konnte ich selbst erleben wie das ist, wenn alles im Weiß verschwindet und man keinen Horizont mehr erkennt. Obwohl zwischen Schiff und Ufer nur wenige hundert Meter lagen, verfuhr sich das Zodiak im Schneegestöber. Da nützte auch das Funkgerät nichts. Ein weiteres Zodiak fuhr los, um nach den verlorenen Seelen zu suchen. Endlich, eine dreiviertel Stunde später, hatten wie wieder alle beisammen, zwar etwas verfroren, aber gerettet!