Doch, was war das? Standen dort Rentiere zwischen den Pinguinen??? Ich traute meinen Augen nicht. Die gibt es doch nur im Norden, in Skandinavien, Kanada und in der Arktis!
Es waren tatsächlich Rentiere, norwegische Walfänger hatten sie nach Südgeorgien mitgebracht um sich mit Frischfleisch zu versorgen. Aus den 10 Tieren von damals sind heute 3000 geworden. Sie richten in diesem fremden Ökosystem erstaunlichen Schaden an. Mit ihren Hufen zerstören sie Flechten und kleine Pflanzen wie die Pimpinelle. Im Winter fressen sie das Tussockgras und verbeißen es dabei so tief, dass es sich nicht mehr erholt. Übrig bleiben die kargen Hügel, die der Erosion preisgegeben sind. Eingeschleppte Spezies sind, wie überall auf der Welt, ein Problem.
 
Norwegische Walfänger brachten zum Beispiel Graberde mit nach Südgeorgien, um ihre Kumpanen in heimischer Erde zu begraben. In der Erde waren norwegische Pflanzensamen, und so sieht man heute noch Löwenzahn an alten Walfängersiedlungen wachsen. Die Rentiere tragen mit ihrem Kot dazu bei, dass diese eingeschleppten Samen auf der ganzen Insel verteilt werden. Heute gibt es auf Südgeorgien 35 eingeschleppte Pflanzenarten!
 
Nach einer durchzechten Nacht besuchten wir Südgeorgiens Hauptstadt Grytviken. Die wurde 1904 vom norwegischen Walfänger-Kapitän Larsen gegründet. Heute ist sie offizieller Regierungssitz und es gibt ein geniales Museum dort, eine Forschungsstation, eine Post, eine Kirche und einen Friedhof. Wir besuchten das Grab von Ernest Shackleton, Held und Mythos in der Antarktisgeschichte. Ich glaube, die ganzen Weiber fahren nur wegen diesem Mann hierher! Ich selbst habe einen ganzen Schrank voller Bücher über ihn… doch das ist eine andere Geschichte.